Der (Stief-)Vater des Vaterlandes

Zur bayerisch-tschechischen Landesausstellung 2016/17 über Karl IV.

Die große bayerisch-tschechische Landesausstellung, die am 15. Mai pünktlich zum 700. Geburtstag Karls IV. in Prag eröffnet wurde und nun bis zum 5. März 2017 in Nürnberg zu sehen ist, wird mit sparsamen Worten angekündigt: »1316 | *700 | 2016 | Karl IV. | Prag/Nürnberg«. Wer auf der Autobahn zwischen diesen Städten unterwegs ist, wird immer wieder auf die ›Via Carolina‹ hingewiesen, welche die enge Verbindung beider Orte im Leben und Wirken dieses spätmittelalterlichen Herrschers symbolisiert. Indessen wird gerade im Vergleich dieser Orte ein großer Unterschied deutlich, denn wer durch Prag geht, wird vielfach – und nicht nur an den einschlägigen tourist spots – mit dem bedeutenden Kaiser konfrontiert; doch einer wie geringen Zahl von Menschen bei uns in Deutschland ist Karl IV. geläufig! Am Ende der Ausstellung wird das sogar thematisiert: Ganz unterschiedliche Narrative sind hierzulande und in Tschechien mit seiner Person verbunden. Wäre es nicht – wenn es doch das Ziel sein muss, viele Menschen zu erreichen – sinnvoll gewesen, sich von vornherein etwas mehr Gedanken über eine angemessene, ja volkspädagogische Präsentation zu machen?

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