35 Aphorismen
1. Doppelgänger machen alle Gänge doppelt.
Zu Hartwig Schiller: ›Aller Anfang – Gründergestalten der anthroposophischen Arbeit in Stuttgart‹
Zu Peter Selg: ›Die Auseinandersetzung mit dem Bösen‹
Peter Selg hielt im Mai 2019 in Zürich einen Vortrag vor Mitgliedern der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, in dem die Bedeutung der Mächte des Bösen für den Schulungsweg dieser 1923/24 erneuerten esoterischen Schule eingehend untersucht wird. Der hier besprochene schmale Band gibt das Autoreferat dieses Vortrages wieder.
Erkenntnis und soziale Ordnung
Die Christenheit hat im Laufe der Geschichte an zwei bedeutsamen Jahresschwellen des Erzengels Michael gedacht. So wird berichtet, dass auf dem Monte Gargano in Süditalien drei Erscheinungen des Erzengels stattgefunden haben: am 8. Mai 492, am 19. September desselben Jahres und am 29. September 493. Also im Frühling und im Herbst. Man erlebte, dass er in dieser Zeit der Menschheit besonders nahe ist. Auch am 8. Mai 590, als in Rom die Pest ausgebrochen war und Papst Gregor I. der Große eine Bußprozession angeordnet hatte, die betend und lamentierend durch die Stadt zog. Zum Zeichen, dass die Pest zu Ende gehen würde, erschien Michael dem Papst in einer Vision, auf dem Mausoleum des Kaisers Hadrian stehend, sein blutiges Schwert in die Scheide zurückschiebend. Seitdem heißt diese Stätte die »Engelsburg«: Castel Sant’Angelo.
Eine Entgegnung auf Wolfgang Müller-El Abd
Zu den Rezensionen von Christoph Huecks Buch »Evolution im Doppelstrom der Zeit« in die Drei 5/2013
Zu Martin Barkhoff & Caroline Sommerfeld: ›Volkstod – Volksauferstehung‹
Eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2021 erlangte im vergangenen Sommer neuerlich Aktualität. Das Buch des Autoren-Duos Martin Barkhoff und Caroline Sommerfeld erschien im Antaios Verlag, der in dieser Zeitschrift eher selten Beachtung findet. Versorgt er doch vor allem das Umfeld der AfD mit Lesestoff – und hier vielleicht diejenigen mit intellektuellem Anspruch. Im Zuge des Zulaufs, den diese Partei am äußersten rechten Rand der demokratischen Legitimation heute erlebt, scheinen vermehrt auch anthroposophisch Orientierte diesem Umfeld etwas abgewinnen zu können.
Zu Andreas Neiders Büchern zur »Akasha-Chronik«
Eine Anmerkung zum Buch »Evolution im Doppelstrom der Zeit« von Christoph Hueck
Zum Erscheinen einer dreibändigen Dokumentation zur Vorstandstätigkeit Herbert Witzenmanns – und zu einem verdrängten Kapitel der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft
Vorweg sei eine Anekdote wiedergegeben, welche die Persönlichkeit Herbert Witzenmanns (1905–1988) – dessen Wirken innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft die drei zu besprechenden Bände Reto Savoldellis gewidmet sind – schlagartig beleuchtet: Witzenmann, Fabrikant, Urheber patentierter Erfindungen, Ökonom, Dichter und Pianist, Erkenntniswissenschaftler, Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher, Mitglied des Goetheanumvorstandes, wurde nach einem Vortrag von einer älteren Dame gefragt, warum denn seine Vorträge und Schriften »immer so anstrengend zu lesen« seien. Die überlieferte Antwort Witzenmanns dürfte die Zuhörerin überrascht haben: »Ja nun, dieser Eindruck mag deshalb auftreten, weil ich mich bemühe, meine Texte durch keine unverständliche Zeile zu unterbrechen.«
Zu Renatus Ziegler: ›Geist und Buchstabe‹
Dieses Buch ist ein Sachbuch im besten Sinne: Sauber gegliedert charakterisiert und dokumentiert es die Tätigkeit Rudolf Steiners als Herausgeber von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften zwischen 1882 und 1896 in seinen verschiedenen Facetten: Wie kam es zur Mitarbeit zunächst an Joseph Kürschners Reihe ›Deutsche National-Litteratur‹ [sic!] und dann an der Weimarer Sophienausgabe von Goethes Gesamtwerk? Was waren jeweils seine Aufgaben und was hat er aus ihnen gemacht? Welche eigenen Intentionen hat er dabei verfolgt? Es werden die jeweiligen Arbeitszusammenhänge erläutert, die beteiligten Menschen und Steiners Beziehungen zu ihnen gewürdigt und schließlich auch die zeitgenössische sowie spätere Rezeption von Steiners Herausgebertätigkeit dokumentiert und analysiert. Auch Rudolf Steiners eigener Blick zurück auf seine Herausgebertätigkeit findet Berücksichtigung.
Zum Gedenken an Roland Halfen
Noch im August dieses Jahres war Roland Halfen im Vinschgau und im Unterengadin unterwegs, besichtigte Marienberg und Müstair mit deren Schätzen. Er plante wohl noch eine Reise ins Tessin und nach Italien. Viel war er unterwegs auf den Spuren früherer Kulturen, zu Felszeichnungen, Stätten der Megalithkultur, aber auch der Romanik und Gotik. Breit gefächert waren seine Interessen an kulturellen Werken, sie umfassten Malerei, Grafik, Plastik und Architektur im weitesten Sinne, insbesondere die Kunst der Moderne und die zeitgenössische Kunst in all ihrer Vielfalt und mit ihren gewagten Experimenten.
Zu Mathias Wais: ›Ach Du liebe Anthroposophie‹
Lieber Mathias Wais,
ich traue mich, Sie so direkt anzusprechen, weil Sie das in Ihrem Buch mit der Anthroposophie ja auch tun. Und außerdem halte ich große Stücke auf Sie. Ihre Bücher über Biografiearbeit sind längst Klassiker geworden, und Ihre Botschaft, dass Entwicklung entsteht, indem ich mir in labilen Situationen etwas Neues ausdenken, meinen sicheren Boden verlassen muss, und dass mein Höheres Ich schützend und leitend über diesen Vorgängen steht, verbindet Psychologie und Spiritualität auf eine einleuchtende Weise. Ihren ›Diskurs über die moderne Biographie‹, das Buch über Marilyn Monroe, das liebe ich. Vor allem die süffisant-sarkastischen Stellen, die in der Hölle und im Himmel spielen, in denen Nagelbrettzurichter und auszubildende Engel auf Probe auftreten und Michael eine kleine Echse streichelt, die auf seinem Arm sitzt. Wo schließlich der liebe Gott eine Kommission einsetzt, um herauszufinden, was es mit dem Lebenslauf des modernen Menschen auf sich hat, der häufig zerrissen und fragmentarisch erscheint.
Zur Darstellung der Anthroposophie in der aktuellen Literatur
Anthroposophinnen und Anthroposophen stehen seit der Corona-Pandemie verschärft im Fokus von Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Es wird ein Bild von ihnen verbreitet, das festsitzt und wirkt. Erstaunt war ich, als ich neben diesen schnelllebigen Medien nun auch in Büchern, die eine l.ngere Lebenszeit haben, etwas fand. Das kann förderlich oder schädlich sein. Je ein Beispiel ist mir begegnet.
Zu Besuch im ersten Goetheanum (als Modell)
Ich kann es kaum glauben: Ich verlasse nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mein Haus, sitze im Zug und fahre nach Dornach … Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hinfuhr, mit 21 Jahren, als ahnungsloser Neuankömmling in der Anthroposophie, und völlig verblüfft vor dem Goetheanum stand. Niemand hatte mich auf diesen Betonbau vorbereitet. Ein Elefantenhaus, dachte ich, und das war keineswegs respektlos gemeint. Eher als hilfloser Versuch, das Große, das damit zusammenhing, zum Ausdruck zu bringen. Aber Beton? Der kam in der romantischen Flower-Power-Welt von damals nur als Inbegriff der Nüchternheit vor. Gehwege und Gesamtschulen gab es aus Waschbeton. Ich war ratlos.
Zu Thomas Brunner: ›Aldous Huxley und Rudolf Steiner‹
Gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen Rudolf Steiner und Aldous Huxley? Diese Frage kann einem kommen, wenn man das schmale Büchlein von Thomas Brunner über ›Aldous Huxley und Rudolf Steiner‹ in die Hände bekommt. Brunner schreibt dazu in seinem Vorwort: »Obwohl sie sich nie begegnet sind, ergänzen sich ihre Werke doch in besonderer Weise. Ist Huxley vor allem für seine geradezu prophetischen Romandarstellungen einer dystopischen Zukunftsgesellschaft bekannt, so ist Rudolf Steiner derjenige, dessen Geisteswissenschaft die Verwandlung der modernen Intellektualität in folgerichtiger Wissenschaftlichkeit selbst zum Inhalt hat.« (S. 9).
Perspektiven der Michael-Schülerschaft
Was die beiden hier besprochenen schmalen, konzentrierten Schriften verbindet, ist der individuelle Ansatz, von dem aus die Autoren im Hinblicken auf die Welt (d.h. Innen- wie Außenwelt) dasjenige mitteilen wollen, was ihnen auf dem Weg der Schülerschaft an Einsichten und Wirkgesten erwuchs – einer Schülerschaft innerhalb der heute bestehenden Mysterienschule Michaels. Autor der ersten Schrift: ›Vom Schicksal der Töne. Musikalische Betrachtungen zur Anthroposophie‹ ist Steffen Hartmann, Pianist, Vortragender und Buchautor. Als Liedbegleiter verdankt er wichtige Anregungen, so Hartmann zu seinem Werdegang, den Jahren des Lernens bei Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau. Etwa die Hälfte seines Lebens gehört dabei zugleich, neben allem anderen, der meditativen Bemühung und Erfahrung. Das Buch bietet die Zusammenfassung einiger Aufsätze des Autors, die er zwischen 2010 und 2015 schon anderweitig publizierte, für die neue Edition jedoch zum Teil gründlich überarbeitete. Die Themen sind Musik als individuelles Schicksal, das Tonerleben in Verbindung mit dem Meditieren, das Schicksal der Töne im 20. Jahrhundert, die Hinweise Rudolf Steiners zur Musik in den Vorträgen über das Initiatenbewusstsein, Bachs ›Wohltemperiertes Klavier‹ im zodiakalen Kontext und die Bedeutung musikalischer Skalen für einen Erlebnis- und Erkenntniszugang zu den Engelhierarchien.
Eine kurz gefasste, erste Orientierung
Seit etwa acht Jahren, also seit dem Jahr 2010, ist öffentlich wahrnehmbar, dass Anthroposophen bzw. Persönlichkeiten, die der Anthroposophie Rudolf Steiners nahe stehen, als Vortragende oder anderweitig aktiv Mitwirkende im Rahmen von Veranstaltungen der ›Stiftung Rosenkreuz‹ auftreten. Zumeist geht es dabei um Themen von allgemein spirituellem Interesse, behandelt auf Tagungen und Symposien, bei denen die der Anthroposophie Nahestehenden mit Vertretern der ›Stiftung Rosenkreuz‹ zusammenwirken. Der Schreiber dieser Zeilen ist schon langjährig, auch publizistisch, engagiert auf dem Feld des inter-spirituellen Dialogs. Es ist für ihn dabei selbstverständlich, dass Formen solchen Dialogs vor allem dann aussichtsreich sind, wenn um die Ansichten des jeweils Anderen tatsächlich gewusst wird.
Zu Rudolf Steiner: ›Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis Band I und II‹ (GA 90a/b)
Die noch bestehenden Lücken im Editionscorpus der Rudolf Steiner Gesamtausgabe werden inzwischen sukzessive geschlossen. Im Zuge dessen publizierte der Rudolf Steiner Verlag im vergangenen Jahr einen kapitalen Doppelband zu Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis (GA 90a/b). Er umfasst Berliner Vorträge, gehalten zwischen Ende September 1903 und Ende Dezember 1905, dann in Band II außer Berliner Vorträgen weitere des Jahres 1905, die in Köln, Düsseldorf und Hamburg gehalten wurden, sowie einen Einzelvortrag in Lugano vom Januar 1906. Es handelt sich um insgesamt 119 Vorträge vor Mitgliedern der ›Theosophischen Gesellschaft‹, oft in sehr knappen Zusammenfassungen, teilweise aber auch nach ausführlicheren Mitschriften wiedergegeben.
Offene Karmafragen in Vergangenheit und Gegenwart
Von 1307 bis 1314 währten die Prozesse gegen den Templerorden. Veranlasst durch den damaligen König von Frankreich, Philipp den Schönen, wurden die Templer grausam gefoltert und hingerichtet. Am 18. März 1314 wurde der letzte Großmeister des Ordens, Jacques de Molay, zusammen mit Geoffroy de Charney in Paris öffentlich verbrannt. Der Orden war schon 1312 auf dem Konzil von Vienne aufgehoben worden. Viele Rätsel ranken sich bis heute um die Impulse und die Ziele der Templer sowie ihre brutale Vernichtung. In den letzten Jahren erschienen verschiedene Werke und Aufsätze von anthroposophischen Autoren zu dieser Thematik, insbesondere auch karmische Betrachtungen zur Individualität Jacques de Molays. Bis heute bestehen jedoch eklatante Widersprüche in diesen Darstellungen, die bisher nicht weiter aufgeklärt und bearbeitet wurden. Man kann den Eindruck haben, dass 700 Jahre nach der Vernichtung des Templerordens die geistige Welt uns die Aufgabe gestellt hat, Licht in das Dunkel zu bringen, bis hin zu konkreten karmischen Erkenntnissen. Die Frage ist aber, ob da nicht zunächst eine Chance vertan wurde, da die sich widersprechenden Darstellungen bis heute weitgehend unvermittelt nebeneinander stehen, ja die beteiligten Autoren sich zum Teil nicht einmal aufeinander beziehen, sodass vielleicht mehr Verwirrung entstanden ist als wirkliche Klärung, und auch die geistige Welt ihre Tore zunächst wieder verschlossen hat.
Der Doppelstrom der Zeit und die Causa finalis bei Aristoteles
Zu Thomas Meyer: ›Wie Zwerge auf den Schultern von Riesen‹
In den letzten Jahren ist eine Reihe von Büchern erschienen, die sich historisch, spirituell und auch kritisch mit der Entwicklung der von Rudolf Steiner 1924 begonnenen Freien Hochschule für Geisteswissenschaft auseinandersetzen. Diese Tatsache offenbart das Bedürfnis vieler Menschen, ob sie nun Hochschulmitglieder sind oder nicht, sich mit dieser besonderen Einrichtung – der Michaelschule – zu befassen, zumal mit den Irrungen und Wirrungen der sie tragenden Menschengemeinschaft. Damit hat ein Gespräch begonnen, das sehr offen ausgetragen wird und zum Ziel hat, Klarheit über die Vergangenheit dieser Schule zu gewinnen, aber auch Weichen für die Zukunft zu stellen – eine Zukunft, die freilich erst dann richtig Gegenwart werden kann, wenn diese Bemühungen im Geiste Michaels geschehen.
Zum Thema ›Anthroposophie und »offizielle« Wissenschaft‹
Angeregt durch das Gespräch von Claudius Weise und Marcelo da Veiga über die zweite Phase der Alanus Hochschule in die Drei 10/2017, habe ich mir folgendes Ereignis aus der ersten Phase der Hochschule in Erinnerung gerufen. Es handelt sich um die dritte Tagung einer Internationalen anthroposophischen Arbeitsgruppe für Bildung und Ausbildung. Vorausgegangen waren zwei Tagungen an anderen anthroposophischen Ausbildungsstätten in Driebergen/Holland und in Witten-Annen. Diese dritte Tagung im Jahre 1983 beschäftigte sich mit dem Motiv der Urteilsbildung in verschiedenen Ausbildungen: Kunst, Kunstpädagogik und Eurythmie.
Zu Jost Schieren (Hrsg.): ›Die philosophischen Quellen der Anthroposophie‹
Hervorgegangen aus einer Ringvorlesung im Wintersemester 2017/18 mit demselben Titel an der Alanus Hochschule in Alfter liegen nun die Resultate dieser Veranstaltung in schriftlicher Form vor. Nach einigen einleitenden Bemerkungen gehe ich im Folgenden die einzelnen Beiträge durch und schließe ab mit einigen grundsätzlichen Bemerkungen.
Zu Judith von Halle: ›Schwanenflügel – Eine spirituelle Autobiographie‹
Das Phänomen Judith von Halle erregte – und erregt vielleicht auch immer noch – die anthroposophischen Gemüter. Sie hatte im Jahre 2004, während ihrer Tätigkeit als Sekretärin im Berliner Arbeitszentrum der Anthroposophischen Gesellschaft, Stigmata bekommen. Fragen brachen auf: Ist es angemessen, derart starke übersinnliche Erlebnisse zu haben? Und dann noch Stigmata? Ist das auf dem anthroposophischen Schulungsweg überhaupt so vorgesehen? Ist es »sauber«? Vor allem in den Jahren 2004 bis 2006 haben sich viele Anthroposophen dazu positioniert. Judith von Halles eigenes Verhalten im Zusammenhang mit dem anderer Vertreter der Anthroposophischen Gesellschaft, oder auch einfach ihr So-Sein, führte zu einem tiefen Riss im Berliner Arbeitszentrum, ja zu einem Skandal, der es bis in die Schlagzeilen des ›Spiegel‹ schaffte. Seit 2006 lebt Judith von Halle in Dornach und hat dort, auf dem Fundament ihrer übersinnlichen Forschungen, zahlreiche Bücher publiziert. – Mit alledem im Hintergrund habe ich ihre Autobiografie ›Schwanenflügel‹ gelesen. Dabei war es mir wichtig, diese Kenntnisse auch tatsächlich im Hintergrund zu halten und sie nicht in mein Lese-Erlebnis hineinspuken zu lassen.
Zu Andreas Neider: ›»Bodhisattva-Weg« und »Imitatio Christi« im Lebensgang Rudolf Steiners‹
Ausgangspunkt und roter Faden dieser kleinen Schrift ist das geistige Erlebnis, das der Einweihungsschüler mit dem großen Hüter der Schwelle haben kann. Dieses spielt sowohl in Rudolf Steiners ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ als auch in seiner ›Geheimwissenschaft im Umriß‹ eine zentrale Rolle. Wesentlicher Bestandteil dieses Erlebnisses ist, dass der Schüler durch den Hüter vor die Entscheidung gestellt wird, ob er bereit ist, sein gesamtes Leben in den Dienst des Vorankommens der anderen Menschen zu stellen, ja sogar, wenn er sich nicht mehr aus eigener karmischer Notwendigkeit wiederverkörpern muss, trotzdem wieder zur Erde zu kommen, um der Befreiung der Menschheit zu dienen.
Zu Laszlo Böszörmenyi: ›Georg Kühlewind‹*
Es wird eine Kühlewind-Biografie geben! Die Nachricht rief Freude bei mir hervor, begleitet von der leisen Frage: Was würde er selbst dazu sagen? Er, der sich selbst nicht wichtig nahm und sich mit detaillierteren Informationen über sein Leben deutlich zurückhielt. Würde nun vielleicht wider seinen Willen zu viel öffentlich gemacht werden? Aber natürlich ist es dem Autor, Laszlo Böszörmenyi, der Georg Kühlewind immerhin 28 Jahre gekannt hat, sein Schüler war und sein Freund, nicht entgangen, dass dieser .selten und ungern über sich selbst sprach. (S. 33). Und er hat sich, wie er eingangs bemerkt, während des Schreibens zur Orientierung immer wieder Kühlewinds intensiven, forschenden und vor allem im Alter gütigen Blick vergegenwärtigt.