Schöpferischer Bildprozess

Zu Rembrandts ›Isaak und Rebekka‹

Ein dramatischer Augenblick: Abraham hat gerade den Arm erhoben, um seinen Sohn Isaak mit dem Messer zu töten. Da erscheint ein Engel, ergreift Abrahams Arm und das Messer fällt herab. Ein Messer im freien Fall! Rembrandt hätte den szenischen Moment nicht günstiger wählen können. Es ist, als würde man eine Tür öffnen und plötzlich Zeuge eines Geschehens werden, das man mit einem Blick erfasst. Allerdings währt die Illusion nur kurze Zeit, dann wird klar: Hier bewegt sich nichts, alles bleibt starr und das Messer hängt weiterhin in der Luft. Bei längerem Anschauen mag das grotesk anmuten, doch wozu sollte man das tun? Man hat ja erkannt, um welche Geschichte es geht. Und so wendet man sich dem nächsten Gemälde zu, um sich erneut in einen wohligen Schrecken versetzen zu lassen, denn man weiß ja: Es ist bloß ein Bild! Und als Bild repraÅNsentiert es eine Wirklichkeit, an der man nicht teilhat.

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