Wechselseitige Anregungen

Zur Ausstellung ›Paula Becker & Otto Modersohn. Kunst und Leben‹ im Paula Modersohn-Becker Museum zu Bremen

Schützenfest in Worpswede, mit einem Karussell im Mittelpunkt. Aus der Ferne schon sind die Musik und das Gelächter der Menschen zu hören, in der Abenddämmerung ist das Karussell von weitem als warmer Lichtpunkt vor dunklen Bäumen sichtbar. Wer näher herangeht oder sich gar in den Trubel stürzt, erlebt das Fest ganz anders, das Karussell mit den vergnügten Menschen auf den sich drehenden Pferden rückt in den Vordergrund. Distanz oder Nähe: Paula und Otto Modersohn haben 1904 in ihren Gemälden unterschiedliche Sichtweisen eingenommen, um die Stimmung des Schützenfestes zum Ausdruck zu bringen. ›Schützenfest mit Karussell in Worpswede‹ (Abb. 1) von Otto Modersohn ist im Grunde ein Landschaftsbild mit Karussell; in Paula Modersohn-Beckers ›Schützenfest mit Karussell II‹ (Abb. 2) füllt das Karussell fast zwei Drittel des Bildes aus, die Landschaftselemente treten in den Hintergrund. »In der Grundanschauung verwandt – kunstdurchglühtes Leben –, in den Äußerungen verschieden. Sonst [wäre es] langweilig« – so hat Otto Modersohn in einer Tagebuchnotiz ihre künstlerischen Positionen gekennzeichnet (8. Dezember 1900). Immer wieder haben die beiden seit Mai 1901 verheirateten Partner sich dasselbe Motiv vorgenommen. Beispielsweise sind sie beide zum nahegelegenen Armenhaus gegangen und haben die alte Anna Schröder porträtiert, die wegen ihres Gehstocks »Dreebeen« genannt wurde. So können in dieser Ausstellung mehrfach Bilder der beiden Künstler, die demselben Motiv gewidmet sind, miteinander verglichen werden

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