In normalen Zeiten hätte Großbritannien nach den Ereignissen der letzten Wochen und Monate eine neue Regierung und die Premierministerin Theresa May wäre schon längst nicht mehr im Amt. Wie weit die üblichen Regeln der Politik in diesem Land nicht mehr greifen, oder anders ausgedrückt: Wie sehr seine politische Kultur verkommen ist, zeigt sich daran, dass May trotz einer verheerenden Niederlage im Parlament für ihren Brexit-Plan stur mit einer Politik fortfahren kann, die – wäre dieses Land eine Person – einem Akt der Selbstverletzung gleichkäme. Oder, wie es der EU-Ratspräsident Donald Tusk – offensichtlich am Ende seiner Geduld – Anfang Februar ausdrückte: »Ich habe mich gefragt, wie der besondere Platz in der Hölle für diejenigen aussieht, die den Brexit vorangetrieben haben, ohne auch nur einen Schimmer von einem Plan zu haben, ihn sicher durchzuführen.« Der irische Premierminister Leo Varadkar drückte eine ähnliche Meinung aus – worauf mancher, nur halb im Scherz, meinte, dass wir Briten schon wissen, wie es in der Hölle aussieht, denn das ganze Land werde gerade dorthin geschleppt.