Für die zweite Auflage (1918) hat Rudolf Steiner sein Buch Die Philosophie der Freiheit wesentlich ergänzt und erweitert. Durch die vertiefte Darstellung des intuitiven Denkens wurde Die Philosophie der Freiheit in Einklang mit dem anthroposophischen Erkenntnisweg gebracht. Der zweite Teil des Buches ist gekennzeichnet durch die beiden Zentralbegriffe »moralische Intuition« und »moralische Phantasie«. Durch letztere ist der handelnde Mensch unmittelbar an die mitmenschliche und natürliche Welt angeschlossen, die Freiheitsphilosophie ist als weltfähig nachgewiesen. Steiner hat zwischen 1895 und 1924 immer wieder auf die Bedeutung der moralischen Phantasie aufmerksam gemacht, zuletzt im zehnten Kapitel seiner Autobiografie Mein Lebensgang. Die auf moralischer Phantasie beruhenden Taten haben stets aktuellen Situationsbezug, sie sind historisch bedingt.