Die Herausgabe der Schwarzen Hefte Martin Heideggers im Frankfurter Klostermann Verlag hat eine heftige Debatte ausgelöst.1 Sie geht weit über diejenigen hinaus, in denen bereits früher um die nationalsozialistische Vergangenheit des Großphilosophen gerungen wurde. Sie enthalten Passagen mit eindeutig antisemitischem Inhalt. Das ist neu und bestürzend. Heidegger galt als Wegbegleiter der Nazis, nicht aber als Antisemit. Mit dem Bekanntwerden dieser Textstellen in den bisher nicht publizierten Aufzeichnungen – sie erscheinen nach Heideggers eigenem Willen erst jetzt zum Abschluss der Gesamtausgabe – lädt sich die Heideggerdebatte mit zusätzlicher Dramatik auf. Die Frage, ob überhaupt noch etwas vom Beitrag dieses Denkens zu retten sei, ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Bleibt fortan nicht nur der Mensch Heidegger, sondern auch sein Philosophieren als Ganzes diskreditiert? Muss Heidegger aus der Ehrenliste der großen abendländischen Philosophen gestrichen werden?