Artikel von Martin Basfeld
Elisabeth Vreede und die Verbindung der Sternenwelt mit dem Sonnenwesen der Philosophie
Anthroposophie ermöglicht, hinter vielen Rätseln, welche die Menschheit in ihrem Umgang mit der Natur und mit sich selbst bewegen, die mehr oder weniger bewusste Frage nach einem wirklichkeitsgemäßen Verhältnis zum Christus zu entdecken. Eine befriedigende Antwort kann dafür nur in der geistigen Verbindung des realen Menschenlebens mit dem fortwirkenden Zentralereignis der kosmisch-irdischen Evolution und der Menschheitsgeschichte, d.h. mit Leben, Tod und Auferstehung Christi als einer »mystischen Tatsache« gefunden werden. Für Elisabeth Vreede war das die wichtigste Grundlage für die methodische Erneuerung aller Wissenschaften, insbesondere auch für Astronomie und Kosmologie. In Anknüpfung an den im Dezemberheft dieser Zeitschrift erschienenen Artikel soll dies an einem konkreten Beispiel erläutert werden.
Eine geistige Grundfrage, welche die Menschheit beschäftigt, seit sie sich ihrer selbst bewusst wird, ist die nach dem Zusammenhang der äußeren Wirklichkeit mit dem Moralischen. Hannah Arendt formulierte sie einmal so: »Könnte die Tätigkeit des Denkens als solche – die Gewohnheit, das, was immer sich gerade ereignen mag, ohne Berücksichtigung des spezifischen Inhalts und ganz unabhängig von den Ergebnissen zu erforschen und zu bedenken –, könnte diese Tätigkeit so beschaffen sein, dass sie die Menschen gegen das Unrecht-Tun ›konditioniert‹?«1 In Anlehnung an die Diktion Rudolf Steiners könnte sie so lauten: Wie kann das reine Denken als eine durch Übung erworbene Fähigkeit zur Grundlage des moralischen Handelns werden?
Franz Brentanos ›Lehre Jesu‹ und die Anthroposophie
Franz Brentano hat über seine Schüler auf viele Richtungen in Philosophie und Psychologie des 20. Jahrhunderts (z.B. Phänomenologie, Existenzphilosophie, analytische Philosophie, experimentelle Psychologie) großen Einfluss ausgeübt. Weniger bekannt ist, dass er mit seinem Philosophieren ein tiefes religiöses Anliegen verband. Darin liegt aber meines Erachtens der Grund für die innere geistige Beziehung seines Erkenntnisstrebens zur Anthroposophie. Der vorliegende Text möchte auf diese Beziehung hinweisen, ohne dabei alle geäußerten Gedanken ausführlich erläutern zu können. Die geschilderten Zusammenhänge sind so komplex, dass ihre Darstellung den zur Verfügung stehenden Rahmen weit überschreiten würde. Ich hoffe dennoch, auch ohne tiefer gehende Begründung der Sachverhalte die Leserinnen und Leser gerade durch die offen bleibenden Fragen zum Nachdenken über die rätselhafte Verbindung Brentanos zur Anthroposophie und zu Rudolf Steiner anregen zu können.
Eine Anmerkung zum Buch »Evolution im Doppelstrom der Zeit« von Christoph Hueck