Artikel von Christoph Hueck
Immer schon Mystiker gewesen
Kulturtag auf dem Galgenberg am 31. März 2019
Der 105. Todestag Christian Morgensterns war Anlass für die ›Christian-Morgenstern-Gesellschaft e.V.‹, nach ihrer Jahreshauptversammlung in Werder (Havel) ein vielstimmiges kulturelles Programm zu gestalten. Dr. Andreas Hüneke eröffnete die dem Buch ›Palmström als Flieger‹ gewidmete Ausstellung. Diese 1917 von dem Jagdflieger Hellmuth Emil v. Zastrow unter dem Pseudonym »Zarathustra« verfasste Adaption Morgensternscher Gedichte »aus den Säuglings- und Kindertagen der Fliegerei« erfuhr eine nicht unproblematische Neuausgabe durch Paul G. Ehrhardt, der das Buch – um einige Gedichte ergänzt und mit köstlichen Illustrationen von Wolfgang Götze versehen – »im Kriegsjahr 1942« wieder veröffentlichte. Eine Ausstellung, die zum Nachdenken aufruft.
Simulation und Karikatur der Reinkarnation
Die Wahlen in Israel und ihre deutsche Rezeption
Persönliche Vorbemerkung: Die Niederschrift dieser Worte findet 72 Stunden nach den letzten israelischen Parlamentswahlen statt – in einer Stimmung, die vergleichbar ist mit der Trauer angesichts des Todes einer geschätzten Person aus dem nahen sozialen Umfeld. Etwas in der israelischen Gesellschaft ist nicht mehr da. Ob es in einer fernen Zukunft wiedergeboren wird, ist nicht absehbar. Ein Israeli, der auf Hebräisch denkt, aber seine Gedanken – zwar außerhalb Deutschlands, doch im (»neutralen«, d.h. schweizerischen) deutschsprachigen Raum – auf Deutsch notiert, vermag diesen örtlichen und sprachlichen Kontext nicht zu ignorieren.
27. Juli 1933 bis 9. November 2014
Zu Ulrich Kaiser: ›Der Erzähler Rudolf Steiner‹
Nachdem ich 2008 meinen Dokumentarfilm ›Abenteuer Anthroposophie – Rudolf Steiner und seine Wirkung‹ veröffentlich hatte, hörte ich natürlich nicht auf, mich weiter mit diesem eigenwilligen Denker zu befassen. Immer wieder beschäftigte mich die große Diskrepanz zwischen der bewundernden Anerkennung Steiners in anthroposophischen Kreisen und den enormen Schwierigkeiten, welche die Öffentlichkeit und auch die Wissenschaft mit seinen esoterischen Lehren haben. Und wie konnte ich selbst seine schwer verständlichen Deutungen der Urgeschichte, der Evolution, der Erzengel, Elementarwesen und Inkarnationsfolgen noch besser verstehen?
Zu ›Die geistige Enthauptung Mitteleuropas – Zu »Zwischen Himmel und Erde: Die Finanzkrise« von Jose Martinez‹ von Stephan Eisenhut in die Drei 12/2017
Es ist erstaunlich, dass sich die Menschen in ihrer Einschätzung der Corona-Krise und der Sinnhaftigkeit der Schutzmaßnahmen immer unversöhnlicher gegenüberstehen. Im Widerspruch zur Mehrheit der Bevölkerung und zur Meinung sämtlicher Leitmedien gehen Hunderttausende gegen die gesundheitspolitischen Maßnahmen auf die Straßen, während die zum weit überwiegenden Teil bürgerlichen Demonstranten von einer führenden Politikerin als »Covidioten« beschimpft wurden. Warum prallen die Gegensätze so scharf aufeinander?
Zu Horst Bredekamp: ›Aby Warburg, der Indianer‹
Von 2015 bis 2018 gehörte der renommierte Kunsthistoriker Horst Bredekamp, gemeinsam mit Hermann Parzinger und Neil Mac Gregor, zur Gründungsintendanz des Berliner Humboldtforums, in dem ab Dezember 2019 zahlreiche außereuropäische Weltkulturen vorgestellt werden sollen. Bredekamp, der seine Disziplin immer als Bildwissenschaft verstanden hat, kam wohl in diesem Triumvirat die Rolle des ausgewiesenen Symbolforschers zu. So lag es für ihn nahe, mit Aby Warburg einen berühmten Vorgänger zu porträtieren und in Verbindung mit den ethnologischen Beständen zu bringen, die im Humboldtforum gezeigt werden sollen. So lag es für ihn nahe, mit Aby Warburg einen berühmten Vorgänger zu porträtieren und in Verbindung mit den ethnologischen Beständen zu bringen, die im Humboldtforum gezeigt werden sollen. Denn die Reisen, die Warburg 1895/1896 zu den Puebloindianern in New Mexiko unternahm, dienten nicht kunsthistorischen Untersuchungen, sondern waren Recherchen zum kultischen Ursprung des bildhaften Denkens, das lebenslang den Forschungsschwerpunkt dieses eigenwilligen Gelehrten bildete.