Artikel von Heinz Mosmann
Zum ›Kolloquium zur Aufarbeitung der Corona-Krise‹ vom 16. bis 18 Oktober im Rudolf Steiner Haus Berlin
Zu einem ›Kolloquium zur Aufarbeitung der Corona-Krise‹ lud die Freie Bildungsstiftung vom 16. bis 18. Oktober in das Rudolf Steiner Haus Berlin ein. Das Interesse am Thema übertraf alle Erwartungen. Unter den Hygiene-Auflagen des Hauses, aber in jeder Hinsicht unmaskiert, trafen sich rund 90 Teilnehmer zum freien Gedankenaustausch. Frei auch in dem Sinne, und das machte Thomas Brunner im Namen der Veranstalter einleitend und wiederholt deutlich, dass es nicht darum ging, gemeinsame Ergebnisse, Beschlüsse oder Programme zu erarbeiten, aber auch nicht nur um einen unverbindlichen Meinungsaustausch. Sondern um die Bildung eines Milieus achtungsvoller Aufmerksamkeit, in dem die ganz individuellen Erfahrungen und Erkenntnisse wahrgenommen und gewürdigt werden konnten. Tatsächlich konnten die Teilnehmer in den drei Tagen einen Eindruck davon gewinnen, was »Geistesleben« bedeutet, nämlich nicht etwa die äußere Gemeinsamkeit aufgrund übereinstimmender Vorstellungen, sondern das Bewusstsein, aus einer geistigen Welt zu schöpfen, als je ganz eigene individuelle Lebenserfahrung.
Zu Thomas Brunner: ›Wilhelm von Humboldt als Wegbereiter einer menschenwürdigen Sozialgestaltung‹,
Thomas Brunner stellt seinem Buch über ›Wilhelm von Humboldt als Wegbereiter einer menschenwürdigen Sozialgestaltung‹ ein Zitat des Unternehmers und Kunstförderers Kurt Herberts voran, beginnend mit den Worten: »Ich glaube fest daran, dass wir ohne die Wahrung des Vermächtnisses Wilhelm von Humboldts unsere Gegenwart nicht meistern – und unsere Zukunft verlieren werden.« Diesem zunächst überzogen anmutenden Urteil aus dem Jahre 1986 möchte man nach der Lektüre dieser »kleinen Schrift« (S. 15) gern zustimmen. Wie der Untertitel schon sagt, versteht sie sich nicht als detaillierte Biografie, sondern vertieft sich in das Leitmotiv eines besonderen Schicksals. Dabei ist es dem Autor überzeugend gelungen, die einfühlsame und gedankenreiche Bildgestaltung dieser vielseitigen und tiefgründigen Persönlichkeit zugleich mit einer symptomatologischen Betrachtung des mitteleuropäischen Geisteslebens zu verknüpfen. Dieses Geistesleben als Urquell einer menschenwürdigen Gesellschaft war dem Autor stets ein besonderes Anliegen, wie er auch schon in früheren Arbeiten, etwa einem Bändchen über ›Friedrich Schillers künstlerisch-soziale Innovation‹ (Berlin 2005) gezeigt hat.