Artikel von Elisabeth Rybak
Die Verbildlichung der Wissenschaft als Verjüngungsimpuls
Auf unfruchtbaren Boden scheint heutzutage alles zu fallen, was die Menschen geistig hervorbringen. Die Gesellschaft wirkt taub gegenüber neuen Ideen, zukünftigen Impulsen und kultureller Nahrung, die sie doch so dringend brauchen würde. Ihr Boden bleibt hart und desinteressiert. Unfruchtbar.
Gleichzeitig ist unsere Zeit geistig so produktiv wie nie zuvor. Die Zahl der sogenannten »hyperproduktiven Wissenschaftler«, die mindestens alle fünf Tage einen neuen Artikel in einer renommierten Fachzeitschrift veröffentlichen, steigt. Dabei werden Forschungsergebnisse in immer kleinere Teile aufgedröselt, um sie auf möglichst viele einzelne Artikel verteilen zu können. Die Summe, das Output ist das Entscheidende. ChatGPT wird diese Tendenz vermutlich noch verst.rken. Und wer außerhalb der Wissenschaft geistig etwas zu sagen haben will, postet am besten jeden Tag ein neues Statement. Dabei taucht selten die Frage auf, wer eigentlich die zahlreichen Artikel und Posts lesen soll, wer den Schwall dieser geistigen Produktion zu schlucken vermag. Gerade bei der Wissenschaft lohnt es sich zu fragen, für wen eigentlich produziert wird und wer die scheinbar neuen Ergebnisse aufnehmen soll. Wen haben die Wissenschaftler im Blick, wenn sie forschen? Für wen arbeiten sie?