Artikel von Justin Sperber
Wie im Begleitschreiben des Dezember-Heftes 2018 angekündigt, ist zum neuen Jahr die gesamte Verwaltung der mercurial-Publikationsgesellschaft, die seit 18 Jahren in Frankfurt am Main die Drei verlegt, in die Stuttgarter Landesgeschäftsstelle der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland (AGiD) eingegliedert worden. Mit diesem Ortswechsel sind verschiedene Umstrukturierungen verbunden, um Synergien mit den anderen Verwaltungsaufgaben der Geschäftsstelle nutzen zu können. Damit geht auch einher, dass Stephan Eisenhuts Aufgaben als Geschäftsführer auf mehrere Schultern in Stuttgart verteilt werden und seine eigene Tätigkeit hierfür endet.
Zu SKA Bd. 6: ›Theosophie – Anthroposophie‹
Christian Clement bleibt seinem Fahrplan treu. Ende 2016 legte er Band 6 der kritischen Ausgabe von Rudolf Steiners Schriften vor, der die ›Theosophie‹ und das Fragment ›Anthroposophie‹ aus dem Jahre 1910 enthält, wie immer mit sauber dokumentierter Textentwicklung, einer 126-seitigen Einleitung und ca. 100 Seiten Stellenkommentaren. Ein Vorwort des schwedischen Esoterik-Forschers Egil Asprem eröffnet die Ausgabe.
An der Schwelle des 100. Todesjahres von Franz Kafka (1883–1924)
Der Jahrhundertdichter Franz Kafka, dessen 100. Todestag im kommenden Jahr wieder zu einer breiteren Vergegenwärtigung des Vergangenen führen wird, hat eine deutliche Spur im kollektiven Bewusstsein des 20. Jahrhunderts hinterlassen, die sich zu dem weltweit in den allgemeinen Wortschatz eingegangenen Adjektiv »kafkaesk« verdichtet hat. Max Brod, sein engster Freund und der erste Herausgeber seines Nachlasses, war über den »Kafka-Boom« der 50er-Jahre entsetzt und sprach von der ›Ermordung einer Puppe namens Franz Kafka‹. Dora Diamant, die in seiner letzten Lebenszeit an Kafkas Seite war und ihm in Berlin beim Verbrennen von Manuskripten half, wehrte sich dagegen, dass man aus dem geliebten Menschen nach seinem Tod Literatur machen wollte. Allerdings hat Kafka, obwohl er testamentarisch die Vernichtung seiner Manuskripte forderte, nicht sie, sondern Brod als Nachlassverwalter eingesetzt, von dem er wusste, dass er sich nicht daran halten würde.
Zu Michael Debus: ›Das Rätsel der Trinität‹
Es gibt eine jahrhundertealte schematische Darstellung der göttlichen Dreieinigkeit, in welcher sich in der Mitte Gott befindet und um ihn herum in einem gleichseitigen Dreieck angeordnet Vater, Sohn und Geist. Alle drei sind auf die beiden jeweiligen »Nachbarn« in der Darstellung bezogen durch die Worte »ist nicht« – und auf Gott in der Mitte bezogen durch das Wort »ist«. – Diese Darstellung veranschaulicht die Schwierigkeit, die sich auftut, wenn man sich dem Problem der Trinität definitorisch mit den Kategorien »Sein« und »Nicht-Sein« nähern will: Klare und abgrenzende Aussagen sind wohl möglich, werden aber letztlich allzuschnell Selbstzweck und damit inhaltsleer. – So erschöpft sich vieles, was in neuerer Zeit zu diesem Thema veröffentlicht worden ist, entweder in Abstraktionen oder in Analogien. Und wer es unternimmt, Neues dazu vorbringen zu wollen, steht zunächst vor der Frage, welches die angemessene Kategorie, welches die angemessene Forschungsmethode sei.
Das kulturpessimistische Evolutionsverständnis des Yuval Noah Harari – Teil II
Im ersten Teil dieses Beitrages hatten wir damit begonnen, die beiden Bücher ›Eine kurze Geschichte der Menschheit‹ und ›Homo deus‹ des israelischen Universalhistorikers Yuval Noah Harari – der heute zu den meistgelesenen Gelehrten der westlichen Welt gehört – gegen den Strich der bisherigen, überwiegend positiven Kritiken zu lesen. Dabei hatten wir festgestellt, dass der inzwischen auch zu einem der meistgefragten Talkshow- Gäste und Redner für internationale FührungskraÅNfte avancierte Hyperintellektuelle, wenn man es theologisch ausdrücken würde, mit dem für ihn nicht lösbaren Problem des Sündenfalls kämpft. Er sieht in der Evolution der Menschheit nicht nur eine invisible hand, sondern letztlich den Teufel am Werk