Artikel von Claudia Törpel
Zur Ausstellung ›Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus‹ im Berliner Museum für Gegenwart (Hamburger Bahnhof)
Ungewöhnlich und doch zeitlos schön wirken die meisten Bilder Emil Noldes (1867–1956): leuchtende Farben, spannungsvolle Kompositionen, träumerische Stimmungen und märchenhafte Motive. Wüsste man nicht, dass sichdie Ausstellung ›Emil Nolde – Eine deutsche Legende‹ um dessen nationalsozialistische Vergangenheit dreht – man würde angesichts der Gemälde nicht darauf kommen.
Zur Ausstellung ›Mantegna und Bellini – Meister der Renaissance‹ in der Gemäldegalerie in Berlin
In der Malerei kann ein und dasselbe Motiv die unterschiedlichsten »Interpretationen« erfahren, je nachdem, wie es gemalt wird. Ist schon die Wirkung eines Musikstückes abhängig vom »Interpreten«, der es aufführt, so gilt dies umso mehr für die Farbwahl eines Bildes, den Aufbau, die Strichführung, den Umgang mit dem Licht, die Perspektive und vieles andere. Die vergleichende Betrachtung von Bildern desselben Motivs kann helfen, diese formalen Gestaltungselemente stärker in den Blick zu bekommen. Zu solchen Vergleichen lädt derzeit die von den Staatlichen Museen zu Berlin und der National Gallery, London in Kooperation mit dem British Museum veranstaltete Sonderausstellung ›Mantegna und Bellini‹ ein.
Michael Bockemühl und Raimer Jochims über Farbmalerei und »Identität«
Als Michael Bockemühl in einem Vortrag die Frage stellte, was eigentlich Farbe sei, konnte keiner der Zuhörer eine erhellende Antwort geben. Zum Teil waren die Antworten vom heutigen wissenschaftlichen Denkmodell geprägt, das die Farben als elektromagnetische Strahlung verschiedener Längenwellen definiert, die in unterschiedlicher Weise auf die Rezeptoren unserer Netzhaut wirken. Sehen können wir diese Wellen allerdings nicht, wenn wir auf ein bestimmtes Grün oder Blau schauen. Auch kann uns die Wissenschaft nicht erklären, wie aus den Reizen, die über die Nervenbahnen weitergeleitet werden, das Innenerlebnis wird, das wir beim Anblick einer Farbe empfinden. Bockemühl wählte hier, um sich verständlich zu machen, drastische Worte: Noch nie sei durch eine physiologische Untersuchung in der Gehirnmasse die Farbe entdeckt worden, die im Beschauer als konkret erlebte Qualität eines besonderen Farbtons wahrgenommen wird.