Aphoristische Denkwege

Zu Philip Kovce: ›Wenn alles gesagt ist, beginnt das Gespräch‹

Aphorismen bezeichnen eine literarische Kurzform, die ihren Ausgang bei Heraklit und Hippokrates nahm und rund 2000 Jahre später namentlich durch Francis Bacon und Michel de Montaigne wiederbelebt wurde. Seither lassen sich eine Reihe formaler und inhaltlicher Merkmale des aphoristischen Schreibens benennen. Während noch bei Bacon Aphorismen der unsystematischen Darstellung philosophischer Lehre dienten, öffnet sich das Genre im 17. Jahrhundert zunehmend den Themen des gesamten inneren wie äußeren Lebens und schließt wissenschaftliche wie nichtwissenschaftliche Sachgebiete ein. Lebensweisheiten und Lehrsätze, Maximen und Reflexionen, Beobachtungen und Erfahrungen, Philosophisches, Anthropologisches und Psychologisches finden Eingang in pointierte und knappe, ungewöhnliche und originelle, antithetische oder paradoxe Formulierungen, die oft einen persönlichen Duktus haben. Auf diese Weise vermitteln viele Aphorismen neue Sichtweisen oder Deutungen der Welt.

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die Drei 3, 2025

Abgesänge und Auftakte