Wenn man auf die Goethezeit blickt, dann sieht man, dass Goethe selbst, aber auch viele andere Geister, dieser Zeit ihr Gepräge und ihren Geist gegeben haben. Lessing stellte in seiner ›Erziehung des Menschengeschlechts‹ die Frage nach dem Wiedergeborenwerden der menschlichen Seele; Herder arbeitete an einer neuen Geschichtsauffassung; Goethes und Schillers Freundschaft und Zusammenarbeit auf den verschiedensten Feldern stellte eine Art Herzstück der Bewegung dar; auch die Romantiker, zu denen Novalis ja zählt, gehören zur Goethezeit. Es ging den Dichtern, Philosophen und Naturforschern dieser Zeit um ein tieferes Verstehen dessen, was der Mensch seinem Wesen nach ist. Es ging um ein Erwachen für die Dimension des Ich-Seins des Menschen; der Dimension des Ich, die nicht als ein Ding, oder als etwas, worauf man als auf etwas Abgeschlossenes blickt, zu fassen ist, sondern nur da, wo das Ich selbst tätig ist. Deswegen war das Tätigsein, sei es im Naturbetrachten, sei es in der künstlerischen Betätigung, oder auch im philosophischen Denken, kurz: überall dort, wo der Mensch etwas Schöpferisches, Neues entfaltete, so wesentlich. Durch das Ich und vom Ich her entstand das Neue, verwandelte sich die Welt. Fichte als der eigentliche Ich-Philosoph hat mit dem sich selbst setzenden und fassenden Ich nicht nur eine ganz eigene Leistung hervorgebracht, sondern er hat damit auch das in seiner Zeit liegende Streben auf den Punkt gebracht