In den westlich-freiheitlich geprägten Industrieländern haben die letzten 50 Jahre für drei Gruppen von Menschen einen enormen Fortschritt gebracht: für solche, a) die andere Menschen des gleichen Geschlechts lieben, b) deren geschlechtliche Identität nicht eindeutig ist oder c) dem Geschlecht ihres Körpers widerspricht. Angefangen hat es mit der Homosexualität: 1969 wurde in der Bundesrepublik § 175 des Strafgesetzbuches zum ersten Mal reformiert, 1973 ein zweites Mal und 1994 wurde er ganz abgeschafft. 122 Jahre lang hatte er im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik, in der Nazidiktatur und in der Bundesrepublik dafür gesorgt, dass homosexuelle Handlungen von Männern mit Gefängnis bestraft wurden, nach einer Verschärfung unter den Nazis in »schweren Fällen« sogar mit Zuchthaus. In diesem halben Jahrhundert wandelte sich das, was noch in den 1950er Jahren vom Bundesverfassungsgericht als »gesundes Volksempfinden« zum moralischen Maßstab erhoben worden war, grundlegend. Allerdings nicht überall: Etwa 20 Prozent der Staaten der Welt bestrafen homosexuelle Handlungen weiterhin, teils sogar mit dem Tode. Reden wir also erst mal nur über die anderen 80 Prozent der Welt, speziell über Deutschland. Hier hatten wir in den letzten Jahren mehrere schwule Ministerpräsidenten (besonders bekannt wurden sie in Berlin und Hamburg) und nicht wenige schwule oder lesbische Bundesminister*innen, darunter sogar einen Außenminister.