Gibt es motorische Nerven? Diese auf den ersten Blick akademische Frage erweist sich bei genauerem Hinsehen als eine Thematik von großer anthropologischer und vor allem sozialer Tragweite. Wohl selten ist Rudolf Steiner so energisch gegen ein physiologisches Paradigma ins Feld gezogen und hat es zu einer bislang wenig bedachten Ursache einer kranken Arbeitswelt erklärt. Es gibt nur sensible Nerven, betonte er mit immer wieder neuem Nachdruck und hinterließ seinen Anhängern die nicht leichte Aufgabe, dieser Aussage im harten Gegenwind der etablierten Physiologie ein stabiles erkenntnistheoretisches Fundament zu geben. Das Faktum der efferenten Leitung stellt dabei ein Hauptproblem dar. Seitdem sind zahlreiche, z.T. kontroverse, z.T auch polemisch engagierte, aber durchweg gewichtige Beiträge geliefert worden, die einen Diskurs in Gang halten, dessen Bedeutung allgemein noch gar nicht ausreichend realisiert wird. – Anlässlich der Neuausgabe von Wolfgang Schads Die Doppelnatur des Ich – Der übersinnliche Mensch und seine Nervenorganisation soll hier ein Beitrag zum Thema gegeben und ein aktueller Überblick versucht werden.