Der Philosoph Johannes Kreyenbühl (1846–1929) gehört zu den vergessenen Denkern der Geistesgeschichte. Rudolf Steiner rechnete seinen Aufsatz ›Die ethische Freiheit bei Kant‹ »zu den bedeutsamsten Erzeugnissen der gegenwärtigen Philosophie, namentlich der Ethik.« Denn in diesem sah er eine sachge mäße Beschreibung des reinen Denkens als Triebfeder unsers Wollens gegeben. Bei der Behandlung der praktischen Vernunft im IX. Kapitel seiner ›Philosophie der Freiheit‹ weist er auf Kreyenbühl mit folgenden, seine Hochschätzung ausdrückenden Worten hin: »Am klarsten hat von dieser Triebfeder des Wollens Kreyenbühl [...] gehandelt. […] Kreyenbühl bezeichnet die in Rede stehende Triebfeder als praktisches Apriori, d.h. unmittelbar aus meiner Intuition fließender Antrieb zum Handeln.«