Sigmund Freud revolutionierte das Denken über den Menschen wie kaum ein anderer Wissenschaftler. Als Begründer der Psychoanalyse und Verfasser der Traumdeutung eroberte er Neuland. Er öffnete die wissenschaftliche Sicht auf das menschliche Triebleben, das Unbewusste und die Sexualität. Ihm widerfuhr heftige Kritik. Sein Denken wurde für überholt oder widerlegt erklärt und erlangte doch immer wieder neue Bestätigung. Auf vielfältige Art erweist es sich als fruchtbar bis in die Gegenwart. Der Literaturhistoriker Peter-André Alt hat eine neue Freud-Biografie vorgelegt. In ›Sigmund Freud. Der Arzt der Moderne‹ (C. H. Beck, München 2016) porträtiert er Freud als Arzt und Wissenschaftler, Familienvater und belesenen Gelehrten sowie als Schriftsteller, dessen Krankenberichte den großen Novellen des 19. Jahrhunderts gleichen. Er zeichnet die Geschichte seiner Wissenschaft nach und würdigt die kulturhistorische Leistung, die Freuds Lehre »als Moment der Moderne, als Instrument ihrer Deutung und ihr Motor« vollbracht hat. Gestützt auf unveröffentlichtes Material, spürt er der Frage nach, wie Freud aus den Patientengesprächen in der Berggasse und den Selbstanalysen ein folgenreiches Wissen vom Menschen gewann und eine Lehre schuf, die weit über das therapeutische Feld hinauswirkte.