Artikel von Laszlo Böszörmenyi
Die Umwandlung des Bewusstseins
Die illusionäre Welt der Wohlstandsgesellschaft zerbricht gerade vor unseren Augen. Corona-Krise, Umweltkrise, Bildungskrise, Wirtschaftskrise ... Die Auswahl ist groß. Was geschieht da mit uns? Hat das alles eine Bedeutung? Ich behaupte: Ja. Das eigentliche Geschehen ist, dass die Umwandlung des menschlichen Bewusstseins durch innere Arbeit schon längst fällig ist, wir uns aber mit allem anderen beschäftigen, nur damit nicht.
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, dann hat es ein natürliches Vertrauen, ein »Urvertrauen« zu seinen Eltern. Das kleine Kind kennt eine Zeit lang noch keine Angst. In ihm tritt ein geistiges Wesen in die geformte Welt seines Leibes, lebt aber noch im Urvertrauen zu seinem Ursprung, zur geistigen Welt. Erst durch die Bildung der Seele, dem Bindeglied zwischen Leib und Geist, lernt es die Angst und später auch den Zweifel kennen.
Gibt es eine Auferstehung aus dem Tod des mechanisierten Denkens?
Wir können denken, wir wissen auch von dieser Fähigkeit, wir wissen aber nicht, wie wir denken. Wir können sprechen, von dieser Fähigkeit wissen wir auch, aber hier wissen wir ebenfalls nicht, wie wir das machen. Der heutige Erwachsene kann auf sein Bewusstsein reflektieren, aber nur auf dessen Vergangenheit. Wenn ich etwas verstehe, wird mir der Gedanke bewusst, den Prozess des Verstehens selbst erlebe ich nicht.
Das Alltagsbewusstsein steht als Erkenntnisorgan im Zeichen der Vergangenheit, des Toten – wird sich immer nur des Ergebnisses des schon verlaufenen Erkenntnisprozesses bewusst – und steht als moralische Instanz im Zeichen der Egoität, des Nehmens, des Besiegens, weil wir glauben, unsere Persönlichkeit durch Besitz erweitern zu müssen. Der Mensch müsste an sich arbeiten, um einerseits im Erkennen in die zeitlose, lebendige Gegenwart (die erste Stufe der höheren Erkenntnis) einzudringen, und um andererseits in die Attitüde des Gebens, des Verzichtens zugunsten der Anderen und der Zukunft zu wechseln. Der Mensch müsste zum Sieger werden, ohne andere besiegen zu müssen. Er müsste sich selbst, sein egoistisches Wesen besiegen. Er müsste statt zur Gewalt zur Sanftmut finden.