Artikel von Andreas Heertsch
Als ich vor einigen Jahren in Dornach eine neue Bleibe suchte, hatte ich beim ersten Blick auf eine bestimmte Wohnung den Eindruck: »Hier wirst du alt werden.« Ich war allerdings sehr erstaunt, dass ich nicht den Zuschlag erhielt und jemand anderes einzog. Die genauere Untersuchung ergab, dass in dieser Wohnung der Vormieter, ein alter Herr, gestorben war. Mein Eindruck von Altwerden war wohl zutreffend, aber die wunschgetriebene Zuordnung, dass ich dort alt werden würde, war falsch.
Zur Skalierbarkeit von Imagination, Inspiration und Intuition
Die höheren Erkenntnisstufen sind nicht nur für Eingeweihte erreichbar. Die damit verbundenen Erfahrungen können unter bestimmten Bedingungen schon im alltäglichen Leben eintreten, nur werden sie dort oft nicht bemerkt, weil sie sehr unscheinbarer Natur sind. Man muss gewissermaßen seine Denkaktivität auf die richtige Größenordnung einstellen, um sie zu bemerken. Anders gesagt: Die Begriffe Imagination, Inspiration und Intuition lassen sich skalieren.
Ein altes theosophisches Vorurteil hält die Sinneswelt für Maja. Das ist deshalb ein Vorurteil, weil es der Erfahrung widerspricht. Da aber auch Rudolf Steiner von einer Maja spricht, gerät das Bewusstsein in einen Zwiespalt: Wider die eigene, unmittelbare Erfahrung, dass ich von der sinnlichen Wahrnehmung fraglos berührt werde, soll ich annehmen, dass das alles gar nicht wirklich sei. Nun wird mancher Kenner der philosophischen Ausführungen Rudolf Steiners (z.B. der ›Philosophie der Freiheit‹) einwenden, dass die Wirklichkeit erst durch das Verbinden der Wahrnehmung mit dem zugehörigen Begriff entstehe. Weiter Geschulte werden darauf hinweisen, dass ich ohne den zugehörigen Begriff überhaupt nichts wahrnehme.