Artikel von Christoph Hueck
Der Grundsteinspruch in der Entwicklung des jungen Menschen
Die Grundstein-Meditation Rudolf Steiners besteht aus vier Teilen. Die ersten drei entfalten ein rhythmisch gegliedertes Bild der Menschenseele in ihrem Verwobensein mit Leib und Geist, mit irdischer Menschenwelt und geistigem Kosmos. Aus diesem geistig strahlenden Bild ertönt eine zu höchster Differenzierung entwickelte und in höchster Vereinfachung zusammengefasste Weisheit, die zunächst fast kristallin-unzugänglich erscheint, doch schon nach anfänglicher meditativer Beschäftigung beginnt, inneres Leben zu entfalten und Seele zu atmen. Der vierte Teil – im Duktus ganz anders als die ersten drei – erzählt wie ein Ur-Märchen mit einfachsten Worten den historischen wie innerlichen Weg des Welten-Geistes-Lichtes in das Innere des Menschen hinein, zum Ziel der Verwirklichung des Guten.
Immanuel Kant und Johann Wolfgang von Goethe haben sich beide intensiv mit dem Problem des Lebendigen auseinandergesetzt, Kant in seiner ›Kritik der Urteilskraft‹, Goethe in seiner ›Metamorphose der Pflanzen‹. Die beiden Schriften, die zeitgleich an Ostern 1790 erschienen, können als paradigmatisch für die Frage nach dem Lebendigen angesehen werden, Kant bezüglich der Zweckmäßigkeit, Goethe bezüglich der Form und ihrer Metamorphose. Rudolf Steiners Darstellungen ermöglichen es, Goethes Methode als die Lösung von Kants Frage zu erkennen.