Artikel von Christoph Hueck
Zu Valentin Tomberg: ›Vom Völkerrecht zur Weltfriedensordnung‹
Wer durch die grauenvollen Berichte aus dem bald zwei Jahre andauernden Russland-Ukraine-Krieg nicht gänzlich abgestumpft ist, dem muss es ungemein schwer fallen, die Möglichkeit und Legitimität eines »gerechten« Krieges grundsätzlich für denk- und rechtfertigbar zu halten. Erschwert wird eine rechtsethische Legitimation »gerechter« Kriege dadurch, dass unter den Bedingungen einer modernen Kriegsführung mehr denn je zwangsläufig das unerwünschte Phänomen des »Fog of war« auftritt, sich also als empirische Tatsache zeigt, dass
1. allen Parteien der Kriegsverlauf entgleitet und prinzipiell keine Kontrolle über die Entwicklung eines Krieges gegeben ist,
2. immer unvermeidbare, erhebliche sogenannte Kollateralschäden gegenüber Unschuldigen und Zivilisten entstehen und
3. mit dem Einsatz moderner Waffen das prinzipielle Dilemma einhergeht, dass diese - insbesondere Flächenbomben und Minen - grundsätzlich keine Unterscheidung von Feind und Freund, von Soldat und Zivilist ermöglichen.
Erst die Zeit ermöglicht Heilung
Michael Bockemühl und Raimer Jochims über Farbmalerei und »Identität«
Als Michael Bockemühl in einem Vortrag die Frage stellte, was eigentlich Farbe sei, konnte keiner der Zuhörer eine erhellende Antwort geben. Zum Teil waren die Antworten vom heutigen wissenschaftlichen Denkmodell geprägt, das die Farben als elektromagnetische Strahlung verschiedener Längenwellen definiert, die in unterschiedlicher Weise auf die Rezeptoren unserer Netzhaut wirken. Sehen können wir diese Wellen allerdings nicht, wenn wir auf ein bestimmtes Grün oder Blau schauen. Auch kann uns die Wissenschaft nicht erklären, wie aus den Reizen, die über die Nervenbahnen weitergeleitet werden, das Innenerlebnis wird, das wir beim Anblick einer Farbe empfinden. Bockemühl wählte hier, um sich verständlich zu machen, drastische Worte: Noch nie sei durch eine physiologische Untersuchung in der Gehirnmasse die Farbe entdeckt worden, die im Beschauer als konkret erlebte Qualität eines besonderen Farbtons wahrgenommen wird.