Artikel von Justin Sperber
Im Andenken an Benediktus Hardorp (1928–2014) und Götz Werner (1944–2022)
Am 8. Februar dieses Jahres ist Götz Werner seinem 2014 verstorbenen Mentor Benediktus Hardorp in die geistige Welt gefolgt. Beide Persönlichkeiten haben sich intensiv für die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) eingesetzt, der eine als erfolgreicher Unternehmer, der andere als wirtschaftlicher Berater und »Sozialarchitekt«. Benediktus Hardorp war es auch, der Götz Werner zu seiner 2005 gestarteten Initiative für das BGE inspirierte. Anstelle eines Nachrufes möchte ich mich hier mit dem geistigen Ringen dieser beiden Persönlichkeiten beschäftigen. Unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt, da wir an ganz zentralen Punkten der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners unterschiedliche Positionen einnehmen mussten. Genau aus diesem Grunde habe ich beide Persönlichkeiten sehr geschätzt. Denn nicht das ist das wirklich Verbindende zwischen Menschen, dass man die gleichen Gedankeninhalte vertritt, sondern dass man an den Gegensätzen wach füreinander wird und lernt, die Gründe einzusehen, warum diese Gegensätze notwendig sind.
Zu Gunna Wendt: ›Ita und Marie‹
Gunna Wendt hat sich mit Biographien zu Paula Modersohn-Becker, Franziska zu Reventlow und Liesl Karlstadt qualifiziert. Sie schrieb auch über die Freundschaft von Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff und die Liebe zwischen Erika Mann und Therese Giehse. Doch nun eine Doppelbiographie zu zwei anthroposophischen Protagonistinnen von einer nicht als Anthroposophin bekannten Autorin – kann das gut gehen? Oh ja, sehr gut sogar!
Vordenker und Vorbereiter
Ein paar Thesen vorweg: Die Erde ruft heute nach einem bewussten Dialog mit ihren Bewohnern. Die Zeit ist reif für eine spirituelle Ökologie – eine Ökologie der Wahrhaftigkeit (im Zeitalter medialer Manipulation) und des Gewahrseins (im Zeitalter virtueller »Realitäten«). Sie soll konkret und persönlich sein, erwachsend aus einer »Ökologie der Sinneswahrnehmungen«, einem Erfassen des Wechselspiels zwischen Kräften und Wesen. Den Resonanzboden hierfür schaffen wir durch die seelische Beobachtung der Natur, d.h. durch Aufmerksamkeitsschulung im Inneren und am Äußeren. Dies übt man überall da, wo es (Jahres-)Zeit gibt: Sie öffnet sich dadurch zum Raum. Ein ideales Feld für diese Kunst bietet uns die elementarkräftige norwegische Natur mit ihrer menschenbezogenen Lichtoffenheit.
Totalanpassung und Enthemmung
oder: Das Haus der Seele im Wandel der Zeiten
Wir sind heute längst dabei, das Haus der Seele wieder zu verlassen und die ganze Welt zu unserem Haus zu machen – auch wenn wir mit den Entwicklungen nicht immer ganz mitkommen und sie uns zu überrollen drohen.8 Noch nie hat es vergleichbare Möglichkeiten gegeben, Fremdes kennenzulernen oder so umfänglich zu kommunizieren wie heute. Wir erfahren nahezu in Echtzeit von den Katastrophen und Kriegen auch in den entferntesten Ländern und können die Erde in ihrer Verletzbarkeit und mit ihren Verletzungen jederzeit via Internet aus dem Weltraum betrachten. Nicht nur Tsunamis, sondern auch Wellen der Anteilnahme gehen um die Erde, z.B. wenn ein Mensch wie Nelson Mandela stirbt. Und noch nie gab es einen so intensiven und befruchtenden Austausch zwischen den Religionen der Welt und vernetzen sich immer mehr meditierende Menschen aus allen Kontinenten im Dienste eines gemeinsamen Bewusstseins für Erde und Mensch.