Auf offenen Wegen zu verborgenen Orten

Unterwegs mit Edgar Harwardt, dem Gärtner von Stuttgart

Ich kam aus München, wo ich den mir schon ein wenig vertrauten Weg vom Hauptbahnhof zum Lenbachhaus gegangen bin – für mich das Museum von München. Mit Marc, Münter, Kandinsky und bayerischer Volkskunst im Hintergrund bin ich wieder mit der Beuys-Installation ›zeige deine Wunde‹ ins Gespräch gegangen, die einst aus dem Münchener Untergrund unter heftiger Anteilnahme nicht nur der Bajuwaren hierher aufgestiegen ist: Reinigung durch Tod und Auferstehung. Und ich stand dort auch vor der zum bundesrepublikanischen Mythos gewordenen Badewanne von Beuys, diesem Reinigungsinstrument, dessen Wunden er behandelt hat. – Der nächste Tag fand im Museum Brandhorst sein Zentrum, das in fantastischen Räumen Cy Twomblys Bilder zur Seeschlacht von Lepanto beherbergt, auf denen die leuchtenden Farben auf weißem oder türkisblauem Grund unaufhaltsam zerrinnen. Und seine auf riesigen Leinwänden geballten ›Gewitter der Rosen‹, die – darauf machte mich meine Begleiterin aufmerksam – mit den Farben der zwischen ihnen wandelnden Menschen wunderbar korrespondieren: »Auf einer fremden Erde / Zwischen Rosen und Schatten« (Ingeborg Bachmann). Dort saß ich auch lange im Museumsbistro, in ein bohrendes Gespräch vertieft – über Sinn und Möglichkeit, sich selbst zum Projekt zu machen, ohne seine Verantwortung für die Welt zu vernachlässigen.

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die Drei 6, 2017

Soziale Zukunft