Der große Umbruch

Eine Betrachtung zu der Auseinandersetzung um das Buch ›Covid-19: The Great Reset‹

Zu diesen Ausführungen sind auch drei Videos vom Autor vorhanden (siehe hier)

Die Katholische Soziallehre wirkt auch heute noch – wenn auch nicht immer offen – in starkem Maße auf die Gestalt des sozialen Organismus. Der folgende Artikel zeigt, dass auch bei Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums, diese Gedanken im Hintergrund stehen und in seinem Buch ›Covid-19: The Great Reset‹ zu erkennen sind. Allerdings gibt es innerhalb des Katholizismus eine starke Strömung, die sich gegen die damit verbundene Agenda stellt. Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass deren Argumente teilweise nicht unbegründet sind. In ähnlicher Weise hat Rudolf Steiner schon vor mehr als 100 Jahren auf Entwicklungen hingewiesen, die aus geisteswissenschaftlicher Sicht mit einer gewissen Notwendigkeit eintreten müssen. Sie führen aber bei ihm zu ganz anderen Gestaltungsnotwendigkeiten, als sich die Kirchenvertreter vorstellen können.

Wir leben in Zeiten eines »großen Umbruchs«. Die ganze Weltwirtschaft soll auf eine neue Basis gestellt werden. Das gegenwärtige, auf der Ideologie des Neoliberalismus basierende System, in dem sowohl Unternehmen als auch Nationalstaaten miteinander konkurrieren, hat die Grenze des Erträglichen längst überschritten. Je weiter dieser Zug in die falsche Richtung fährt, desto irreversibler wird die Gesundheit der Welt bedroht. Das wissen viele Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft. Davon spricht auch die Kirche. Aus diesem Grunde wird schon seit Jahren an einem Konzept gearbeitet, das eine globale Ordnungspolitik ermöglichen soll. Der offene ›America-First‹-Nationalismus eines Donald Trump, der die Weltgegensätze noch mehr verschärft hat, lebt das Gegenmodell zu diesem Konzept vor. Mit einem endgültig bestätigten Wahlsieg von Joe Biden könnte das größte Hindernis beseitigt sein, so hoffen zumindest viele, um das neue Konzept umzusetzen. Zudem scheint der durch die Covid-19-Pandemie eingetretene Regulierungsbedarf durchaus passend für die Umsetzung dieses neuen Weges.

Einen Einblick in die Problembereiche, die in Zukunft neu gegriffen werden müssen, gibt das Buch von Klaus Schwab und Thierry Malleret: ›COVID-19: The Great Reset‹ bzw. ›COVID-19: Der große Umbruch‹, wie der deutsche Titel lautet. Klaus Schwab ist nicht irgendwer. Er ist der Gründer des ›World Economic Forum‹ (WEF), das im Januar 2020 zu seinem 50. Jahrestreffen zusammenkam und als größte Plattform für die Zusammenarbeit öffentlicher und privater Institutionen bezeichnet wird. Alljährlich treffen sich in Davos führende Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft, aber auch aus Wissenschaft und Kultur. Wenn der Gründer dieses Forums sich mit einem Buch, das einen solchen Titel trägt, an die Öffentlichkeit wendet, dann sollte man sehr hellhörig werden. Denn hinter den Vorstellungen, die darin artikuliert werden, steht eine enorme ökonomische Durchsetzungsmacht. Die Ziele, die mit diesem »Großen Umbruch« verbunden sind, sollen hier beleuchtet werden.

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die Drei 12, 2020

Menschsein in Zeiten der Pandemie