Über die Psychologie und die Psychoanalyse seiner Zeit äußerte sich Rudolf Steiner kritisch. Inzwischen haben Psychologie und Psychotherapie einen gewissen Raum auch im anthroposophischen Leben eingenommen. Anthroposophische Psychologen sind als Psychotherapeuten im anthroposophischen Leben aktiv und haben einen Platz in der Medizinischen Sektion. Die Universität Witten-Herdecke bietet ein Studium der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an. Bis in die 70er-Jahre war der Psychologe Karl Heymann Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für Philosophie und Psychologie. Nach seinem Ausscheiden übernahm Oskar Borgman Hansen diese Arbeitsgruppe, um zu verhindern, dass die Psychologie am Goetheanum heimatlos wird. Er hatte in Dänemark Philosophie und Psychologie noch als ein und dasselbe Fach studiert. Es fand ein Wochenendseminar dieser Arbeitsgruppe jährlich bis zum Jahre 2000 statt. Zwei Psychologinnen, ein Psychologe und ein Heilpädagoge nahmen regelmäßig teil, weitere Psychologen und Vertreter anderer Fächer zeitweise. Diese Arbeitsgruppe wurde aufgrund geringer Teilnehmerzahl beendet, während das Interesse an Psychologie und Psychotherapie landläufig wächst.
Die in der Anthroposophie enthaltene Psychologie nimmt »eine zentrale Stellung innerhalb des anthroposophischen Menschenbildes und Schulungswesens ein«, heißt es in einer Zusammenstellung von Vorträgen Rudolf Steiners zu psychologischen Themen. Einzelne Beiträge in anthroposophischen Organen beschäftigen sich mit Psychologie. Bücher anthroposophisch Tätiger tragen »Psychologie« im Titel. Psychologische Zusammenhänge zeigen, wie der von Rudolf Steiner initiierte Weg in eine wünschenswerte Zukunft führt, wenn er beschritten wird. Auch die gewöhnliche Psychologie kam zu Untersuchungsergebnissen, die manches hinsichtlich der Entwicklung des geistigen Wesens der Menschen und der Welt stützen.