Heimatlose Friedensstifter

Ein Märchen aus brutalen Zeiten

Kann man über einen heutigen Krieg Märchen erzählen, ohne etwas zu verharmlosen und ohne die Zwischendimensionen zu verlieren, die wirklichen Märchen eigen sind? Man kann es – und muss es vielleicht sogar, will man nicht die seelische Wirklichkeit der Menschen aus dem Auge verlieren. Der irakische Kurde Bachtyar Ali lebt seit über zwanzig Jahren – nachdem er als Student mit der Diktatur Saddam Husseins in Konflikt gekommen war – in Deutschland, schreibt aber weiterhin auf kurdisch und ist in Kurdistan ein gefeierter Autor. Nach dem Erfolg eines ersten ins Deutsche übersetzen Romans, ›Der letzte Granatapfel‹ (2016), hat nun der Züricher Unionsverlag einen weiteren Roman von ihm herausgebracht: ›Die Stadt der weißen Musiker‹, im Original bereits 2005 erschienen. Auch dieser spielt inmitten der kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak: den zwei Golfkriegen (1980-88 und 1990/91), Saddams Krieg gegen die Schiiten im Süden, seinen Vernichtungsfeldzügen gegen die Kurden im Norden, und dazu den blutigen innerkurdischen Fehden.

Artikel teilen

Erschienen in



die Drei 3, 2018

Ästhetik und Erkenntnis