Kritik aus der Peripherie

Manfred Kyber und sein Rückzug aus der anthroposophischen Bewegung

In dieser Zeitschrift erscheinen regelmäßig Gedichte des baltendeutschen Schriftstellers Manfred Kyber (1880–1933), auch Würdigungen seines Lebenswerkes wurden hier immer wieder veröffentlicht. Bekannt ist er als Verfasser von Tiergeschichten und Märchen, denen eine esoterische Weltsicht zugrunde liegt. 1911 lernte Kyber in Berlin Rudolf Steiner kennen und wurde bald darauf Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Weil er diese immer mehr als sektiererisch empfand, distanzierte er sich 1923 von ihr, trat aber nicht aus. Die Beweggründe seines Rückzugs gehen aus einem seiner Bücher hervor, und in krasser Deutlichkeit legte er sie in einem Brief an Steiner dar. Wenn im Folgenden aus diesem Brief zitiert wird, dann vor allem aus zwei Gründen: Erstens steht er exemplarisch für die Haltung einer ganzen Reihe unabhängiger Anthroposophen, die öffentlich bekannt und anerkannt waren, sich aber nach einer Zeit der Mitwirkung von der organisierten Anthroposophie fernhielten; und zweitens, weil manche von Kybers Kritikpunkten keineswegs überholt sind. Eine Antwort Steiners ist nicht bekannt. Hält man sich vor Augen, wie oft Steiner selbst manches Verhalten seiner »lieben Freunde« missbilligte, darf man aber annehmen, dass er Kyber in vielem Recht gegeben hätte.

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die Drei 3, 2021

Angstfrei leben, geistbewusst handeln