»Man hat seinen Namen nicht gekannt ...«

Zu Agnes Hirschi & Charlotte Schallié (Hrsg.): ›Unter Schweizer Schutz‹

Dramatische Umstände bringen es bisweilen mit sich, dass durch ein bestimmtes Ereignis oder an einem bestimmten Ort Schicksalsfäden wie durch einen Knoten verbunden werden. Solch ein Ort war 1944 in Budapest das sogenannte »Glashaus«, in dem damals die Auswanderungsabteilung der Schweizer Gesandtschaft residierte und wo seit 1942 Carl Lutz (1895– 1975) als Vizekonsul tätig war. Zu dieser Zeit wurden die Juden in Ungarn durch eine Vielzahl von Gesetzen drangsaliert, die durchaus ähnlich den Nürnberger Rassegesetzen waren. Innerhalb von zwei Jahren organisierte Lutz die legale Ausreise von ca. 10.000 jüdischen Kindern nach Palästina. Mit der Besetzung durch die Deutschen im März 1944 wurde die Lage der ungarischen Juden vollends prekär: Adolf Eichmann reiste persönlich an, und binnen Wochen wurden Hunderttausende deportiert. Schon Ende Juli existierte lediglich in Budapest noch eine jüdische Gemeinde.

Artikel teilen

Erschienen in



die Drei 2, 2021

Das heiße Eisen