»Mich krönt aus Tränen ein schweres Geschmeid«

Die Dichterin Selma Merbaum (geb. am 15. August 1924 in Czernowitz, gest. am 16. Dezember 1942 im Arbeitslager Michailowka am Bug)

Die wahrscheinlich nie bis in ihre letzte Verzweigung ausleuchtbare Rettungsgeschichte dieser 58 Gedichte ist wunderbar und unendlich bitter zugleich, weil sie erst beginnen konnte, nachdem ihrer Schöpferin, einem 18-jährigen Mädchen, auf gnadenlose Weise das Leben genommen worden war. Auch ihr »Tod«, den Paul Celan für alle Zeiten gültig als »Meister aus Deutschland« personifiziert hat, geht auf das Schreckenskonto der SS, die Tausende zur Zwangsarbeit deportierte Czernowitzer Juden ermordete – ein Genozid, der sich zwischen 1941 und 1943 im damaligen Rumänien als Teil des planmäßig vorangetriebenen Vernichtungsfeldzugs gegen die europäischen Juden ereignete. Erst 2014 konnte die Germanistin Marion Tauschwitz – nach akribischen Archivforschungen – diesem Mädchen seinen richtigen Namen zurückgeben: Selma Merbaum.

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Erschienen in



die Drei 1/2, 2019

Sich mit dem Andern verbinden