Mit Macbeth in den Untergang

Benjamin Netanyahu und der Wald von Birnam

Von: Edith Lutz

Im gleichnamigen Drama von William Shakespeare ist Macbeth ein schottischer Edelmann. Rang und Namen sind hier weniger von Bedeutung. Vielmehr spiegelt Macbeths moralischer Abstieg bis hin zur psychischen und physischen Zerstörung den Weg eines Menschen, der unfähig ist, Fehler zu erkennen oder einzugestehen und zu korrigieren.Macbeth wird zu Beginn der Tragödie als ein Mensch mit widersprüchlichen, aber überwiegend positiven Eigenschaften vorgestellt: Er ist mutig, sensibel, nobel und loyal. Aus einer möglicherweise falsch verstandenen Vision heraus – drei Hexen prophezeien ihm die Königskrone – begeht er den ersten schwerwiegenden Fehler. Um diesen zu verdecken, erfolgt der zweite, und auch alle folgenden Rechtsbrüche dienen der Verdeckung der vorangegangenen. Er mordet selbst, lässt morden, verbreitet Lügen und beordert Spione in die Häuser anderer Regenten. In seinem zunehmend verzweifelten und paranoiden Zustand sieht er sich auf allen Seiten von Feinden umgeben. Je verzweifelter die Lage für Macbeth wird, desto größer ist der Verlust des moralischen Empfindens. Es scheint für ihn kein Zurück mehr zu geben. Er muss weiter töten, bis er selbst im Kampf den Tod findet. Mit Zweigen des nahen Waldes von Birnam getarnt, nähert sich das feindliche Heer seiner Burg und erfüllt eine weitere Vision der Hexen: Der Wald von Birnam bewegt sich – auf Macbeths Untergang zu.

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Erschienen in



die Drei 6, 2025

Heilige / Bücher