Atlantis ist auf besondere Weise mit meinem Schicksal verbunden. Aus diesem Grund sei dieser Besprechung eine autobiografische Rückblende vorangestellt, deren Erzählung geradewegs in die Materie hineinführt: Aufgewachsen während der 1980er Jahre in einem regelrecht spiritualitätsfeindlichen Umfeld, begannen mein Cousin und ich uns frühzeitig für archäologische Relikte, griechische Mythen und versunkene Kulturen zu begeistern. Angeregt durch die Atlantisdeutungen verschiedener Autoren studierten wir die Übersetzungen von Platons ›Timaios‹ und ›Kritias‹ (um 360 v. Chr.), in deren Dialogen die rätselhafte Insel das erste Mal namentlich Erwähnung fand. Demnach soll Solon die Atlantismythe bei einem Priester der Göttin Neith in Sais vernommen und aus Ägypten nach Athen mitgebracht haben. Die von Platon beschriebene Hauptstadt mit den drei ringförmig angelegten Wassergräben und Mauern, welche die prächtige Akropolis mit dem Poseidon geweihten Tempel und dem Königspalast umgaben, bildete fortan den Gegenstand unserer kindlichen Rekonstruktionszeichnungen und ersten literarischen Gehversuche. Diese folgten den Schilderungen Platons so buchstäblich wie Heinrich Schliemann den Versen Homers bei seiner Suche nach Troja. Von da an durchforsteten wir die damals zugängliche, meist wenig seriöse Atlantisliteratur. Etlichen ihrer Verfasser schrieben wir, einige lernten wir persönlich kennen, an einem Buchprojekt zum Thema wirkten wir sogar als Co-Autoren mit.