Ist der Krieg im Gazastreifen seit dem beispiellosen Massaker der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 ein nachvollziehbarer und legitimer Akt israelischer Selbstverteidigung – oder ist er zu einem Genozid an der palästinensischen Bevölkerung geworden? Über kaum ein Thema wird zur Zeit in den Medien derart kontrovers diskutiert. In der Bundesregierung wird in diesen Wochen eine Debatte geführt, ob die von Angela Merkel 2008 ausgerufene »Staatsräson« deutscher Solidarität mit Israel auch uneingeschränkt für die rechtsnationale Regierung Benjaminn Netanjahus gilt. Auch in den Netzwerken der sozialen Medien, wie etwa Facebook, tobt eine intensive Diskussion über die Deutungshoheit zu diesem Thema, und die jeweilige Meinung, Pro oder Contra Israel, wird dort schnell zur moralisch gebotenenen Gesinnungspflicht. Eine sachliche Verständigung, ein konstruktiver Dialog, ohne eine mehr oder weniger aggressiv vorgetragene Verunglimpfung der abweichenden Ansicht, scheint bisher kaum zu funktionieren.