Systemmacht und wissenschaftlicher Reduktionismus

Der Philosoph Aldous Huxley und die Gegenwart

Ursprünglich war es ein Zitat aus einem Drama William Shakespeares, bevor es zum Titel eines Romans und darauf folgend zu einem geflügelten Wort wurde: Aldous Huxley schrieb mit seinem 1932 erschienenen Roman [›Schöne neue Welt‹] (engl. ›Brave New World‹) nicht nur einen Weltklassiker, sondern er gab tiefgehenden Befürchtungen einer dystopischtechnokratischen Zukunftsgesellschaft einen Namen, die nun im Kontext der seit einigen Jahren von gewissen Kreisen angestrebten »Vierten industriellen Revolution« neue Brisanz gewinnen. Angeregt zu seinem Roman hatte Huxley insbesondere die Autobiografie des Automobilmagnaten und Mitbegründers der Fließbandfertigung Henry Ford (1863-1947), in der Ford eine zentral geführte und hoch technisierte Massenproduktion propagierte. Huxley ahnte sofort die ungeheure Wirkmächtigkeit dieser Fortschrittsutopie und die damit einhergehenden Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben. So lässt er seine »Schöne neue Welt« im Jahre »632 A.F.«, d.h. »Anno Fordii« beginnen, also 632 Jahre nach 1908 (2540), als das erste Ford T-Modell vom Band lief. Huxleys Dystopie ist eine Gesellschaft, in der die einseitig technologischen Prinzipien bereits restlos die soziale Wirklichkeit beherrschen: Durch künstliche Fortpflanzung werden die Menschen genetisch manipuliert und planwirtschaftlich zur Erfüllung bestimmter, eingegrenzter Tätigkeiten herangezüchtet, um letztendlich - durch die Droge Soma, Propaganda, sowie vielfältige Indoktrinations- und Zwangsmittel zu Gliedern eines perfekt funktionierenden Gesellschaftsapparates konditioniert – ihr Leben als Industriesklaven zu fristen.

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die Drei 1, 2022

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