Zukunftskeim im Untergang

Ödön von Horváths Schlüsseldrama ›Pompeji‹

Wir leben auf einem Vulkan. Besonders in Süditalien, der Mitte des Mittelmeers, wo die Erde außerordentlich fruchtbar ist – durch frühere Katastrophen. Am Golf von Neapel, einer griechischen Kolonie (altgr.: nea polis = neue Stadt), verbrachten im ersten Jahrhundert n. Chr. – nachdem die Republikaner Roms die Oberhand über die Demokraten Athens gewonnen, den Senat entmachtet und unter Kaiser Augustus ein West und Ost umschließendes, autokratisch-bürokratisch regiertes Weltreich errichtet hatten – die vermögenden Römer ihren Urlaub. Unter ihnen auch Nero, der letzte Kaiser der von Augustus begründeten julisch-claudischen Dynastie, der nach dem Brand Roms eines seiner Feste mit Christen als lebenden Fackeln illuminierte. Der Ausbruch des Vesuv kurz nach seinem Tod im Jahre 79 n. Chr. ist bis heute im kollektiven Gedächtnis gegenwärtig. Der Todesmoment von Menschen und Tieren, durch die Lava als Hohlraum konserviert, fasziniert wie die ägyptischen Mumien. Die Grabungen gehen weiter; 2023 ging das Bild eines Freskos um die Welt, das einen antiken Vorläufer der Pizza zeigt.

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die Drei 3, 2025

Abgesänge und Auftakte