Zum Einssein von Erscheinen und Erschauen

Zu Mark Rothkos Gemälde ›Rot, Orange‹ (1968)

Wie sich die Musik ans Ohr wendet, so wendet sich die Malerei ans Auge. Der Maler malt Bilder, damit sie angeschaut werden. Ist die Dauer des Musik-Hörens jedoch an den Ablauf des Musikstückes gebunden, so ist der zeitliche Rahmen, in dem ein Gemälde betrachtet wird, nicht vorgegeben. Der Maler kann daher bloß hoffen, dass der Betrachter sich die Zeit nimmt, das Bild so lange anzuschauen, dass möglichst viele der Gestaltungskomponenten in ihm »erklingen« können. Denn die Wirklichkeit des Bildes offenbart sich erst dann, wenn die künstlerische Gestalt des Werkes innerlich tätig nachempfunden wird.

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die Drei 7/8, 2017

An der Grenze des Sagbaren