Engel und höhere Hierarchien gehörten für Jahrhunderte christlicher Entwicklung zum Wirklichkeitserleben vieler Menschen. In den Disziplinen Philosophie, Theologie, aber auch in der Physik waren diese Wesen Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, bis in das Verständnis kosmischer Bewegungen hinein. Für die Neuzeit ist dieser Aspekt der Wirklichkeitsbeziehung verloren gegangen; die Rede von geistigen Wesen hat sich auf die ›subjektiven‹ Bereiche von Glaubensüberzeugung, Religion und spirituellem Bedürfnis zurückgezogen – mit der Tendenz, hinter entsprechenden Vorstellungen und Erlebnissen keine Realität, sondern eine Illusion zu vermuten. Entsprechend konnten geistige Wesen kein Objekt wissenschaftlicher Erkenntnis mehr sein. In dem vorliegenden Aufsatz möchte ich der Frage nachgehen, ob es in der Wirklichkeitsbeziehung des 21. Jahrhunderts möglich sein könnte, eine erkenntnisgestützte Beziehung zu höheren Hierarchien neu zu gewinnen, bis in die Begründungszusammenhänge wissenschaftlicher Darstellung hinein. Meine Fragestellung lautet weiter, ob ein solcher geistiger Realitätsbezug ohne legitimierenden Rückgriff auf Aussagen religiöser Überlieferung, älterer Wissenschaft und auch der Anthroposophie möglich wäre. Selbstverständlich sind bei einer solchen Untersuchung Rekurse auf frühere Engelanschauungen sinnvoll. Aber ältere Überlieferungen zu den Hierarchien sollen nicht einfach inhaltlich übernommen, sondern allenfalls durch einen heute möglichen Erkenntnis- und Erlebniszugang durchsichtiger werden.