Verstecke

Zur Anwesenheit des Unsichtbaren

Als Kind habe ich mich gerne hoch oben in der Krone einer Pappel versteckt, die im verwilderten Garten einer Kriegsruine stand. Die Bäume waren vom Schlingknöterich überwuchert. Der bildete blickdichte Dächer und ließ die Bäume wie große grüne Fabeltiere aussehen. Der Garten grenzte an den Rheindamm, auf dem ein vor allem an den Wochenenden stark frequentierter Spazierweg vorbeiführte. Ich saß also oben in der Krone versteckt, beobachtete die vorbeischlendernden Spaziergänger und belauschte die Gespräche derjenigen, die sich auf einer in direkter Nähe meines Verstecks befindlichen Bank niederließen. Interessant war dabei weniger, was ich zu sehen und zu hören bekam, sondern vielmehr das Gefühl des Verborgenseins: Ich war unsichtbar da, und dies vermittelte, einmal ganz abgesehen von der wunderbaren Vogelperspektive, ein Gefühl der Souveränität und Unangreifbarkeit.

Zurück