Blick in den dynamischen Farbraum

Zu Robert Delaunays ›Les Fenêtres simultanées sur la ville‹

In einem Brief an Wassily Kandinsky schrieb der französische Künstler Robert Delaunay (1885–1941), er habe »die Bewegung der Farbe« gefunden.1 Mit dieser Entdeckung und ihrer konsequenten Anwendung in der Malerei stand Delaunay zunächst noch recht alleine da – obwohl die Frage der Bewegung im Bild seinerzeit eine viel diskutierte war. Wie man ein Werk der bildenden Kunst, das an sich statisch ist, so ausführen kann, dass es den Eindruck von Bewegung erweckt, hat die Menschen schon seit der Renaissance immer wieder beschäftigt. Im 20. Jahrhundert schien diese Frage dann vielen durch die Kinematografie beantwortet zu sein: Einige Maler versuchten nun, die im Film auf mehrere Bilder verteilte Abfolge einzelner Bewegungsstadien in einem Bild anzuhäufen, um so einen Bewegungsablauf zu simulieren. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist Giacomo Ballas ›Dynamik eines Hundes an der Leine‹, auch bekannt als »Hund mit zwanzig Beinen«.

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