Geistige Erkenntnis und Schulungsweg
Beiträge zu Rudolf Steiner: ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹
Die in diesem Sonderheft versammelten Artikel der Zeitschrift die Drei, insbesondere aus den Jahren 2016/17 verfolgen das gemeinsame Anliegen, Zugänge zu Rudolf Steiners grundlegendem Werk ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ zu eröffnen. Diese Schrift, die zunächst 1904/05 in Form von einzelnen Aufsätzen, 1909 dann als Buch erschien, enthält eine umfassende Darstellung des spirituellen Schulungsweges der Anthroposophie. Die in ›Wie erlangt man ...?‹ beschriebene Schulung zielt auf eine Erweiterung und Vertiefung des seelischen Lebens. Durch systematische innere (meditative) Übungen sollen »Geistorgane« in der Seele entwickelt und erweckt werden, durch die die Natur, das Leben und andere Menschen tiefer und umfassender wahrgenommen und erkannt werden können als dies im gewöhnlichen Bewusstsein der Fall ist.
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Corinna Gleide & Christoph Hueck: Von inneren Quellen
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Persönlich-überpersönliche Bemerkungen
Im Herbst 1992 kaufte ich mir mein erstes Buch von RudolfSteiner, ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹,und ich begann sogleich, mit Interesse und innerer Spannungdarin zu lesen. Ich war damals 15 Jahre alt. Ich erinnere michnoch gut an das leicht Geheimnisvolle und Mystische, das vomersten Moment an von diesem Buch für mich ausging. Auch einenHauch von Fremdheit verspürte ich den sprachlichen WendungenRudolf Steiners gegenüber.Das Grunderlebnis allerdings war: Das ist mir alles irgendwievertraut und bekannt – es war wie ein geistiges Nach-Hause-Kommen. Dieses Erlebnis steigerte sich noch durch mein zweitesBuch von Rudolf Steiner, ›Die Philosophie der Freiheit‹, welcheich zu meinem 16. Geburtstag geschenkt bekam. Mit diesenbeiden Werken begann nun ein intensives Steiner-Studium, dasbis heute andauert.Im Nachhinein scheint es mir kein bloßer Zufall zu sein, dassich diesen beiden Werken zuerst begegnete, eben auch in dieserReihenfolge. Von den »höheren Erkenntnissen« zur Freiheitsphilosophie,vom esoterischen Erkenntnisweg zum freien Handeln.Zwischen diesen beiden Werken spannte sich für mich die Beschäftigungmit der Anthroposophie auf. Den meditativen Schulungswegwollte ich aus Freiheit begreifen und beschreiten, unddie ›Philosophie der Freiheit‹ wollte ich spirituell erschließenund praktisch geistig erwandern.
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Über die Abgründe der Seele hinweg zu »höheren Welten«
Der Grundtext der ab 1904 erschienenen Aufsatzreihe von Rudolf Steiner ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ (GA 10) ist über einhundert Jahre alt. Trifft er noch die Seelenlage des modernen Menschen? Wohin führt dieser Übungsweg, wenn er gegangen wird? Schon im ersten Satz »Es schlummern in jedem Menschen Fähigkeiten, durch die er sich Erkenntnisse über höhere Welten erwerben kann«1 manifestiert sich eine signifikante Grundsignatur des Buches: Der Brückenbau zu »höheren Welten« erscheint in einem Zeitalter als Möglichkeit, in dem die abgründigen Tiefen wachsen, aber auch die Freiheit zunimmt sie zu überwinden.
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Einige persönliche Anmerkungen zur Frage der Erkenntnis der höheren Welten
Im folgenden Beitrag wird ein individueller innerer Weg biografisch beschrieben und ins Verhältnis zu einigen der von Rudolf Steiner in ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ gegebenen Darstellungen gesetzt. Aus der Perspektive von Eurythmie und Bildekräfteforschung lassen sich bei einer Übung wie »Sprießen und Welken« viele neue Bezüge entdecken, daran anschließend kann ihre Urgebärde, das »Werden und Vergehen«, in weitreichenden Zusammenhängen aufgefunden werden.
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Ein Weg mit der Übungsmethode von ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹
Mit 17 Jahren – 1976 – las ich zum ersten Mal Rudolf Steiners Buch ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹. Ich las es ganz langsam, oft draussen in der Natur, den umfangreichen inneren Sinn aufmerksam durchtastend, die innerste Kraft aufnehmen wollend. Es wurde für Jahre zur Richtschnur meines Seelenlebens. Noch ohne Kenntnisse der inneranthroposophischen Leidensgeschichte war das deutliche Empfinden da: »Das darf jetzt nicht verpatzt werden – lerne es ganz und gar zu verstehen und übe es richtig!« Für meinen Freund Detlef Spahn (gestorben 2014) und mich schien klar, dass die Realisierung der feinjustierten Tugenden dieses Buches entscheidend für alles Gelingen des damals hoffnungsvoll vor Augen stehenden alternativen Wandels der Gesellschaft sein würde: Die Fähigkeiten, die die einzlenen Menschen ausbilden, würden bis ins Gesellschaftliche verändernd wirken.
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Ausgangspunkte eines anthroposophischen Schulungsweges
In seinen Aufsätzen zu ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹1 von 1904/05 beschrieb Rudolf Steiner den anthroposophischen Schulungsweg zur Ausbildung von Fähigkeiten, um konkrete Einsicht in geistige Welten zu gewinnen. Die Texte sind einfach zu lesen und ganz auf die praktische Anwendung hin ausgerichtet.
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Meditation und Devotion als Elemente des Männlichen und Weiblichen
In Steiners Grundlagenwerk zum Schulungsweg ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ wird die Polarität des Männlichen und Weiblichen im Menschen in wortwörtlichem Sinne nicht thematisiert. Jedoch hat nach Steiner der Mann einen weiblichen Ätherleib und trägt die Frau einen männlichen Ätherleib in sich, während der Astralleib bei Mann und Frau beide Elemente als seine Pole umschließt. Da esoterische Schulung im Sinne von ›Wie erlangt man ...?‹ bedeutet, vom Ich aus den Astralleib so umzuformen und sich zu eigen zu machen, dass dann auch dem Ätherleib eine neue, individualisierte Struktur eingeprägt werden kann, müssen aber die beiden Pole des Männlichen und Weiblichen in der Schulung eine Rolle spielen. In Devotion und Meditation, die den Ausgangspunkt des Schulungsweges bilden, kann man in meinen Augen diese beiden Pole wiederfinden, die das erste Kapitel bis in seinen Aufbau hinein maßgeblich bestimmen. Dabei zeigt sich: Für beide Geschlechter bedeutet die Schulung einen tiefen Eingriff in eingewurzelte Formen von Welt- und Selbstbegegnung.
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Von der Sinneswahrnehmung zur seelisch-geistigen Wahrnehmung
In dem Kapitel ›Die Vorbereitung‹ des Buches ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ wird ein Übungsweg geschildert, der von der Sinneswahrnehmung ausgeht und zu seelisch-geistigen Eindrücken führt, die mit dem Wesen des Angeschauten verbunden sind. Insbesondere geht es um Eindrücke, die um das Werden und Vergehen in der Pflanzenweltkreisen. Durch die große Bandbreite der unterschiedlichen Sinnestätigkeiten ergeben sich für das Üben mannigfache Wege. Wie sehen nun Wege aus, die von den oberen bzw. mittleren Sinnestätigkeiten ausgehen? Wie können die unteren Sinne übend miteinbezogen werden und wie verwandelt sich dabei die Art ihrer Tätigkeit?
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Die »Nebenübungen« im Werk Rudolf Steiners
Rudolf Steiner schrieb den »Nebenübungen«, die er in einzelnen Grundschriften öffentlich darstellte und vielfach in internen Zusammenhängen erwähnte, eine ausgleichend-harmonisierende, den moralischen Menschen festigende Wirkung zu. Er empfahl, diesen Organismus von Seelenübungen »neben« den eigentlichen Meditationen – gewissermaßen gleichrangig mit diesen – zu pflegen, damit der Übende sein geistiges Wesen in rechter Weise zur Geburt bringen kann. In den folgenden Ausführungen soll nach dem grundlegenden inneren Gestus, der die Gestalt dieses Organismus kennzeichnet, gesucht werden.
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Suchbewegungen zwischen »Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?« und »Die Geheimwissenschaft im Umriss«
Der spirituelle Weg, wie ihn Rudolf Steiner seit den Aufsätzen Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? auch öffentlich dargestellt hat, ist ohne moralische Schulung nicht fruchtbar zu beschreiten. Dazu gab er eine Reihe von Übungen an, die er in internen Zusammenhängen öfter auch »Nebenübungen« genannt hat. Doch wie ist diese moralische Schulung im Näheren beschaffen? Wie verträgt sie sich mit dem in der Philosophie der Freiheit entwickelten ethischen Individualismus? Wie verhalten sich Erkenntnis und Moral zueinander und wie wandelt sich dieses Verhältnis in Steiners Schriften zwischen 1904 und 1909? Dabei berücksichtigt die Autorin auch die Rückschauübung sowie fünf weitere, bisher kaum beachtete Nebenübungen aus der Geheimwissenschaft zur Inspiration durch Gleichmaß und Gleichgewicht der Seelenkräfte. Erst vor diesem Hintergrund werden Erkenntnis und Moral zu zwei Seiten einer Wirklichkeit.
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Bemerkungen zu den physiologischen Grundlagen der anthroposophischen Meditation sowie zur Übungsmethodik von ›Wie erlangt man …?‹
Der folgende Beitrag stellt einige ergänzende Gesichtspunkte zu den bisher in dieser Serie erschienenen Aufsätzen dar. Dabei beschränkt sich der Autor im Wesentlichen auf zwei Bereiche: Zum einen zeigt er auf, in welcher Weise Rudolf Steiner an verschiedenen Stellen in seinen Vorträgen die physiologischen Veränderungen beschreibt, die sich einstellen, wenn Übungen im Sinne von ›Wie erlangt man …?‹ gemacht werden. Zum zweiten ergibt sich durch das Meditieren eine ganz bestimmte Konfiguration im leiblich-seelischen Gefüge, für die Steiner Übungsanweisungen gab, die sich auf die moralische Entwicklung beziehen. Hier sieht der Autor eine Beziehung zu östlichen Meditationsrichtungen.
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im Zusammenhang mit Imagination, Inspiration und Intuition
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In ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹, seinem Grundlagenwerk für die geistige Schulung, spricht Rudolf Steiner im Kapitel über die »Ausbildung des Ätherleibes« von vier Eigenschaften, Tugenden oder Fähigkeiten, die »der Seele so einverleibt werden [müssen], daß sie innere Gewohnheiten begründen«: »Es ist die erste davon die Fähigkeit, in den Gedanken das Wahre von der Erscheinung zu scheiden, die Wahrheit von der bloßen Meinung. Die zweite Eigenschaft ist die richtige Schätzung des Wahren und Wirklichen gegenüber der Erscheinung. Die dritte Fähigkeit besteht in der […] Ausübung der sechs Eigenschaften: Gedankenkontrolle, Kontrolle der Handlungen, Beharrlichkeit, Duldsamkeit, Glaube und Gleichmut. Die vierte ist die Liebe zur inneren Freiheit.« Im Zusammenspiel mit den Meditations- und Konzentrationsübungen bilden diese Gewohnheiten den Ätherleib so aus, dass ein Mittelpunkt für seine Strömungen geschaffen wird, der sich allmählich – gemäß der Ausbildung der vier Eigenschaften oder Tugenden – vom Kopf über den Kehlkopf in die Herzgegend verlagert.
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Betrachtungen zu ›Wie erlangt man ...?
Es ist ein geistiges Gesetz, dass wesentliche okkulte Inhalte nicht zur Gänze ausgesprochen werden können, dass immer etwas Wesentliches unausgesprochen bleibt. Das gilt auch für das Werk Rudolf Steiners. Gerade in ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ werden entscheidende esoterische Zusammenhänge nur angedeutet. Es bleibt in die Freiheit des Geistesschülers gestellt, diese verborgenen Zusammenhänge aufzudecken und selbstständig zu erforschen. Viele gehen achtlos daran vorbei. Einzelne halten inne und fragen nach – nach dem, was offen geblieben ist. Eine solche ›offene Stelle‹ ist der innere Zusammenhang des Organismus der Chakren. In dem langen Kapitel ›Über einige Wirkungen der Einweihung‹ macht Steiner seinen Ansatz einer anthroposophischen Chakrenlehre systematisch deutlich, und doch ist hierbei ein wesentlicher Entwicklungsschritt nur verhüllt angedeutet. Um es motivisch vorneweg zu sagen: Es geht um die Entwicklung und Bedeutung des achtblättrigen Chakras unterhalb des Herzens.
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Zur zentralen Stellung von ›Theosophie‹ und ›Wie erlangt man …?‹ im Werk Rudolf Steiners
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Über den dritten Aspekt der Meditation.