Peter Handke wird 75 Jahre alt. Wie kann das sein? Ist jemand mit 75 nicht schon sehr alt? Nicht Peter Handke. Er bleibt jung in seinen Werken, und wenn man ab und zu ein Bild von ihm sieht, in immer vorgeschritteneren Jahren, darf einen das nicht stören.
Dass er jung bleibt, bedeutet nicht, dass er etwa immer derselbe bleibt. Nein, er ist immer ein anderer, und keines seiner Werke gleicht einem vorherigen. Mit jedem Werk betritt er ein Gebiet, das er noch nicht kennt. Sein Alter zeigt sich höchstens als Zunahme an Weisheit.
Er hat viel veröffentlicht, und kaum jemand wird alles gelesen haben. Das erste, was ich vor vielen Jahren von ihm entdeckte, war ›Die Geschichte des Bleistifts‹ (1982). Ich empfand sie wie eine Offenbarung aus der Literatur, die einerseits real zur Erde gehört, aber als Kunst sich ins Übersinnliche schwingt – eine bezaubernde Welt zwischen Himmel und Erde, aus der man jedes Mal reich beschenkt zurückkehrt.