Am Grenzübergang Die russische Seite der Grenze zur Ost-Ukraine. Wir Passagiere unseres Busses sollen alle raus, alles mitnehmen, uns in einem Raum in Reih und Glied aufstellen, Gepäck auf den Boden vor uns. Ein Soldat mit Hund kommt herein und läuft die Reihe entlang. Der Hund schnüffelt und findet nichts. Wir dürfen weiter. Gepäck durchleuchten, Leibesvisite, Passkontrolle. Die Frau hinterm Glas schaut nicht einmal zu mir hoch, und doch fühle ich mich geprüft. Strenge Miene und das Gewicht der Macht auf ihren mit Abzeichen geschmückten Schultern. Der Busfahrer wollte mich in Rostow nicht mitnehmen, obwohl ich ein Ticket hatte: »Das gibt Probleme an der Grenze.« Da müsse er dann Stunden warten, bis er weiterkönne. Schließlich, mit schmollender Gebärde, ließ er mich doch hinein. Jetzt steht er auf der anderen Seite der Grenze und schaut nervös zu den Wartenden in der Schlange herüber. Die Frau prüft, wendet, scannt und scheint nicht weiterzukommen. Tippt in einen Computer, schaut, prüft, wendet. Dann geht sie zum Schalter nebenan, berät sich. Nun muss man auch dort lange warten, bis es weitergeht. Schließlich kommt sie zurück, macht einen Eintrag mit Kugelschreiber neben mein Russlandvisum und reicht mir den Pass, als ob alles wie immer sei – streng, normal, ordentlich.