Welch glückliche Fügung, dass ich hier geboren bin. In München. In Europa. Welch zauberhaftes Schicksal, bisher keinen Krieg erlebt zu haben. In meinem Leben. Am eigenen Leib. Welch rührende Verwöhnung des Wohlstands.
In meiner Geschichte. In meinem Portemonaie. Ich kann nicht klagen. Ich kann nur dankbar sein. Für all dies. Eigentlich. Eigentlich gibt es auch kein großes Aber. Mit Nietzsche würde ich gerne nur noch ein Ja-Sagender sein. Jedoch: Ich bin noch ein Aber-Sagender, und, was vielleicht noch schlimmer ist, ein Aber-Denkender. Ein Aberdenkender im Abendland. Wo führt das hin? Ins Aber-Land? Klingt nicht so gut und schön und wahr. Ich bin zwar viel unterwegs, aber kein großer Reisender, kein Abenteurer, kein Eroberer. In die große weite Welt schau ich meist nur durch den Fern-Seher oder im WeWeWe. Einmal war ich in Südamerika, in Buenos Aires und Montevideo. Und
viermal in Nordamerika, in Alaska, New York und jüngst in Kalifornien. C’est tout. Ziemlich europäisch unterwegs, würde ich sagen. Das Gefühl, »am Ende der Welt« zu sein in Alaska, war freilich faszinierend. Und so ereignen sich
also die unterschiedlichsten Blicke über den Tellerrand, heraus aus dem eigenen Aufwuchs-Tal, so werden die vielfältigsten Horizonte entdeckt und erkundet und so formt sich ein Bild von der Welt und mir als Mensch darin. Ich
verorte mich örtlich, sozial und geistig.