Heft 6, 2024
Schwerpunkt: Bewusstsein der Seele
Die Anthroposophie kann dazu beitragen, den Reichtum der Grundlagenforschung über Bewusstseins- und Beziehungsprozesse – und ihre Bedeutung für das Menschsein – zu bewahren, welcher sonst der materialistischen Sichtweise, die unsere Zeit beherrscht, zum Opfer fallen würde. So können die in der Psychoanalyse kultivierten Samen für die Zukunft, durch die Anthroposophie belebt, zu verwandelnden Beziehungsfrüchten für die Menschheit erblühen, und die Anthroposophie kann sich als kultureller und spiritueller Impuls für die Weltentwicklung verkörpern und wirken.
- Simon Kuttner -
Editorial
Ein bibliophiles Heft mit seelenkundlichem Schwerpunkt liegt in Ihren Händen! Wir beginnen im Zeitgeschehen gleich mit zwei Buchbesprechungen, einmal von Angelika Oldenburg, die ein Buch von Johannes Mosmann über die Probleme der Demokratie und die soziale Dreigliederung bespricht, dann von Ute Hallaschka, die bewegt und bewegend über die postumen Erinnerungen des russischen Oppositionspolitikers Boris Nawalny schreibt. Es folgt ein kleiner Schwerpunkt zum Themenkomplex der digitalen Transformation, von der Künstlichen Intelligenz bis zum Transhumanismus, mit Beiträgen von Thomas Korselt, Otto Ulrich und Werner Thiede, die unabhängig voneinander entstanden sind und sich teils überschneiden, teils ergänzen.
Zeitgeschehen
Zu Johannes Mosmann: ›Die erweiterte Demokratie‹
›Die erweiterte Demokratie‹ – unter diesem Titel ist dieses Jahr ein Buch von Johannes Mosmann erschienen. Die fünf Aufsätze, aus denen es besteht, sind zwischen November 2019 und Juni 2020 in dieser Zeitschrift erschienen und wurden für die Buchausgabe überarbeitet. »Erweiterte Demokratie« – so nennt Mosmann eine Demokratie, die durch ein freies Geistesleben und ein brüderliches Wirtschaftsleben erweitert wird. Also eine andere Bezeichnung für »soziale Dreigliederung«.
Zu Alexej Nawalny: ›Patriot‹
Ich habe mich ein wenig gefürchtet vor diesem Buch. Dass wieder geschehen könnte, was Veröffentlichung in medialen Zeiten allzu oft bedeutet: Ausschlachtung! Dass ein Menschenleben auf dem Marktplatz ausgebeutet wird, wo Konsum und Sensationsgier die Lebenden wie die Toten schänden. Aber so ist es nicht – Gott sei Dank! ›Patriot. Meine Geschichte‹, die Autobiografie von Alexej Nawalny, erschienen im S. Fischer Verlag, ist ein Buch der Wunder.
Eine Zeitbetrachtung
Rudolf Steiners Hinweis auf Ahrimans Instrument, dem Menschen das Gedruckte in Form kleiner schwarzer Dämonen – den Buchstaben – anzubieten, zeigt, wie im sechzehnten Jahrhundert Ahriman sich noch um den Zugang zum Menschen bemühen musste. Er bot Nützliches an, das Konservieren und Verbreiten von Informationen, um so dem Menschen Wissen leichter zugänglich zu machen und die Weiterentwicklung nicht nur Einzelner, sondern vieler zu ermöglichen. Dies führte aber nicht nur zur Emanzipation von natürlichen Zwängen durch wachsendes Wissen, das schnell verbreitet werden kann, sondern auch zu einer Förderung seiner Macht. Gedrucktes Schrifttum ist Studienmaterial mit großer Reichweite und allgemeiner Zugänglichkeit, weit über elitäre Kreise hinaus. Die alte Ordnung der Lehrer-Schülerbeziehung war jetzt nicht mehr zwingend gegeben. Der Mensch wurde mit Ahrimans Hilfe in die Freiheit entlassen, sich das Wissen zu beschaffen, das er sucht.
Warum wir die Zukunft nicht »lernenden Maschinen« überlassen dürfen
Die Gegenwartsdiskussion wird bestimmt vom Klimawandel, der Migration, der Energiewende – doch wer genauer hinliest, der erkennt, dass ein Thema gewissermaßen nach vorne geschrieben wird, und nicht mehr nur im Wirtschaftsteil: Es geht um »Künstliche Intelligenz«. Zu fragen ist dabei, ob der aktuell auflebende Kampf zwischen menschlicher und »Künstlicher Intelligenz« für die Menschheit eine gelingende Zivilisation ermöglichen wird. Zweifelsohne, es ist unsere eigene, menschliche Intelligenz, die wir angewandt haben, um den Computer, die digitale Maschine, zu entwerfen, zu entwickeln und zu bauen. Längst haben wir begonnen, unsere Intelligenz in Maschinen hineinzubringen. Wir nennen sie »Künstliche Intelligenz«, eine kalte Intelligenz, die nun dazu übergeht, sich selbstständig zu machen, sich uns entgegenzustellen. Daran wird auch eine neu zu entwickelnde KI-Sicherheitspolitik nichts ändern können. Wir haben darüber nachzudenken, wie lange wir noch fähig sind, diese immer mächtiger werdende Maschine mit ihrer wesensfremden Intelligenz unter unserer Kontrolle zu halten.
Umrisse einer gefährlichen Ideologie
Der sogenannte Transhumanismus ist eine umstrittene Philosophie, die auch der digitalen Transformation zugrunde liegt. Sie geht von der Unvollkommenheit des Menschen aus und sucht ihn durch technische Mittel auf die Dauer immer mehr zu vervollkommnen – bis dahin, dass der Mensch schließlich nicht nur zum Cyborg, sondern überhaupt zugunsten eines völlig neuen Wesens überwunden wird. Die Debatten um den Transhumanismus werden international geführt und dauern an. Inzwischen aber hat er sich gewissermaßen fortgepflanzt. Gemeint ist die Philosophie namens »Longtermismus«. Was beide, den Transhumanismus und den Longtermismus wesenhaft verbindet, ist die radikale Verfangenheit in der Immanenz: Von Gott und transzendenten Mächten will man nichts wissen. Dieses Denken basiert auf einer materialistischen, allenfalls pseudo-spiritualistischen Haltung, die dazu zwingt, das Glück radikal in der Zukunft des Diesseits zu suchen. Im Folgenden soll es vor allem um die neuere Variante dieses Denkens, den Longtermismus gehen.
Schwerpunkt
Dreigliederung des sozialen Organismus
Die Bedeutung der Psychologie für eine soziale Heilkunst
Die Krisen der Gegenwart können nur gemeistert werden, wenn genügend Menschen einen bewussten Zugang zum Gebiet der moralischen Impulse finden. Das setzt voraus, dass die Schwelle zur geistigen Welt richtig überschritten wird. Der vorliegende Beitrag zeigt, warum Rudolf Steiner sich bei seiner ersten öffentlichen Beschreibung der drei Glieder des sozialen Organismus zunächst intensiv mit der damals aufkommenden Psychoanalyse auseinandersetzte. Wenn mit falschen Erkenntnismitteln in den Bereich des Unbewussten eingedrungen wird, entsteht eine Gefahr für das gesamte soziale Zusammenleben.
Schwerpunkt
Psychologie in der Anthroposophie
Wer bin ich, was kann ich, was will ich? Alle Antworten auf diese Fragen zusammengenommen drücken unsere Identität aus. Sie zu finden ist Grundlage eines erfüllten Lebens. Durch die seelischen Wirkungen des Schwellenübertrittes finden wir sie oft noch schwerer. Dass dieser Schwellenübertritt in unserer Kulturepoche auch unbewusst erfolgt, ist ein wichtiger Grund, warum wir die Anthroposophie brauchen. Die Antworten auf oben genannte Fragen zu finden, ist eines der Ziele der Waldorfpädagogik und des anthroposophischen Erkenntnisweges. Sie nicht zu finden kann in Krisen führen. Kann Psychotherapie in solchen Krisen auch für Anthroposophen ein Gewinn sein? Wie stehen Psychotherapie und Schulungsweg zueinander?
Brücken für die Bewusstseinsseele bauen
Der vorliegende Artikel soll die Bedeutung eines vertieften Verständnisses der menschlichen Beziehungsfähigkeit für die zukünftige Entwicklung der Geisteswissenschaft hervorheben. Diese Aufgabe wird immer dringlicher, zumal sich die Dynamik der menschlichen Beziehungsfähigkeit seit Steiners Zeiten stark verändert hat, insbesondere in den letzten Jahren mit dem Aufkommen des Internets und der sozialen Medien.
Zum 100. Geburtstag des ›Heilpädagogischen Kurses‹
Ausgehend von einer Rudolf Steiner besonders befriedigenden Tafelzeichnung zum Heilpädagogischen Kurs entwickelt G. Alfred Kon im folgenden Beitrag, wie ein tieferes Verständnis der Sinnesorganisation zum Begreifen des Karma-Gedankens führen kann.
Schon mit dem Titel des vorliegenden Beitrags ist auf einen Zusammenklang irdischen und kosmischen Geschehens hingewiesen, der uns alljährlich in der Zeit der zwölf heiligen Nächte besonders nahekommt. Und so wollen die folgenden Ausführungen beleuchten, wie sich das Fest der Christgeburt, der Geburt des Jesuskindes, mit dem berührt, was Rudolf Steiner als das Mysterium der Geburt des Menschen allgemein bezeichnet. Dabei geht es nicht zuletzt auch um das Wirken des Erzengels Michael – was zunächst überraschen mag, denn es ist uns vielleicht nicht immer bewusst, welche bedeutende Rolle Michael sowohl im Hinblick auf Weihnachten und das christliche Mysterium als auch im Hinblick auf die menschliche Inkarnation zukommt.
Thema: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten
Mit dem Wissen und den Kenntnissen, die wir uns erworben haben, ist es so eine Sache. Was wir erlebt, erfahren, gehört und gelesen haben, ist ein wesentliches Fundament unserer Identität. Es stellt eine verlässliche Größe dar. Wir können uns darauf berufen, abstützen und fühlen uns darin gegründet. Das Stoßende ist nun, dass sich erworbenes Wissen als ein Störenfried erweist, sobald wir uns der wesenhaften, der übersinnlichen Erfahrung hingeben. Jeder kennt den hemmenden Einfluss erworbenen Wissens auf wesenhafte Erfahrungen und Einsichten. Sobald sich dasjenige, was man schon weiß, hervortut, wird jede tiefere und übersinnliche Erkenntnis überschattet. Das liegt offenbar daran, dass sich unser Wissen auf etwas bezieht, das bereits vergangen ist. Wissen beruht auf vergangenen Erfahrungen. Wesenhaften Erkenntnissen ist aber Unmittelbarkeit eigen. Sie ereignen sich jenseits der Zeit. In ihnen ist Zeit überwunden. Unmittelbarkeit heißt, dass die Unterschiede zwischen mir und dem anderen Wesen schwinden. Ich löse mich in das andere Wesen auf und umgekehrt. Vergangenes hat da nichts zu suchen. Das soll nicht heißen, dass das bereits Gewusste in einem späteren Schritt nicht hinzutritt. Zu früh darf es sich aber nicht einmischen, weil sonst die Unmittelbarkeit der Wesenswahrnehmung beeinträchtigt wird.
Forum Anthroposophie
Zu Dead Centre: ›Die Erziehung des Rudolf Steiner‹ im Schauspielhaus Stuttgart
Vor der Premiere hatte auf dem Stuttgarter Hügel noch stille Besorgnis geherrscht. »Für ihre erste Arbeit am Schauspiel Stuttgart nimmt sich das britisch-irische Theaterkollektiv Dead Centre der Figur des Philosophen und Reformpädagogen Rudolf Steiner und des von ihm entwickelten Waldorfschulsystems an«, textete die Presseabteilung des Schauspielhauses: »Woher stammen die Strahlkraft und Ambivalenz dieser Figur, die von den einen als Prophet vergöttert und von anderen als Urheber realitätsferner Glaubenstheorien verurteilt wird?« Fehlte nur noch das Adjektiv »umstritten«.
Zu Annette Pichler: ›Kreis und Punkt‹
Das vorliegende Buch setzt sich von einem erfahrenen und fachlich fundierten Standpunkt aus mit dem ›Heilpädagogischen Kurs‹ Rudolf Steiners auseinander. Es ist eine zum Teil kritische, aber auch selbstreflektierende Haltung, aus der heraus geschrieben wurde. Eine seltene, mutige und hochaktuelle Erscheinung im Genre der sogenannten »anthroposophischen Sekundärliteratur«. Im Sinne des gegenwärtigen Trends der Inklusion im sozialen Fachbereich legt die Autorin das Dilemma dar, nach dem es nicht länger üblich ist, über Menschen zu sprechen und deren Aktionen in Frage zu stellen, wenn diese nicht anwesend sind. Doch jene Personen, die in diesem Steinerschen Kurs beschrieben wurden und agierten, sind längst gestorben. Sie hinterfragt aus heutiger Sicht den Weg von der Diagnose zur Therapie – ein Weg, der wegen seiner zum Teil spirituellen Orientierung Fragen und .berlegungen hervorruft, die im Jahre 1924 und in Anwesenheit Rudolf Steiners nicht gestellt wurden. So schreibt sie zu einem Thema, das weiter noch besprochen wird, sie könne diese »Situation nicht unbesprochen lassen, weil Anthroposophie meines Erachtens nicht einfach unhinterfragt tradiert werden sollte, sondern mit heutigen Diskursen und Paradigmen aktiv in Dialog treten muss, um zeitgemäß und sinnvoll wirken zu können und ihr volles Potential zu entfalten« (S. 87).
Zu Volker Fintelmann & Steffen Hartmann: ›Auf der Suche nach dem Ich‹
›Auf der Suche nach dem Ich‹ – so lautet der Titel einer Schrift von Volker Fintelmann und Steffen Hartmann. Eine bemerkenswert geistreiche, anregende Wirksamkeit geht von ihr aus. Hier haben zwei Autoren ihre Suche nach dem Heilmittel für manche soziale Krankheit schriftlich niedergelegt. Das Vorwort weist hin auf die unterschiedlichen Betrachtungsweisen beider Verfasser, die bei näherer Sicht auch hervortreten, was eine kontrastreiche Spannung bewirkt. Mit der Methode der Ausschließung wird sodann aufgezeigt, was das Ich gewiss nicht ist: Es ist nicht die Außenwelt und nicht die eigene Leiblichkeit, nicht meine Gefühle, nicht meine Erinnerungen, nicht meine Gedanken und nicht meine Ideale. Auch das Selbstgefühl, das mir Gewissheit meiner leiblichen Präsenz verleiht, ist nicht das Ich. Das Selbstgefühl zeugt aber von der Anwesenheit des Ich im Leib. All dies wird in klarer Gedankenführung und mit sprachlicher Intensität, zugleich aber ganz allgemeinverständlich vorgetragen. Ein meditativer Weg der Ich-Besinnung, eine Übung der Bewusstseinsseele für jeden Leser, wird hier vorgeführt. Aufmerksam mitvollzogen wird diese Übung zum Erlebnis der geistigen Wesenheit und Wirksamkeit des Ich leiten.
Feuilleton
Zu Alexander Batthyány: ›Das Licht der letzten Tage‹
Der Kognitionswissenschaftler Prof. Dr. Alexander Batthyány (*1971), Direktor des Viktor-Frankl-Instituts für theoretische Psychologie in Wien, hat ein Buch zur terminalen Geistesklarheit Demenzkranker vorgelegt. Er selbst hat dieses Phänomen bei seiner Großmutter erlebt und sich zehn Jahre danach auf Spurensuche begeben. Weltweit wird eine Zahl von 55 Mio., in Deutschland rund 1,8 Mio. Demenzkranker genannt, die im Mittel rund zehn Jahre an der fortschreitenden Erkrankung leiden. 6% von ihnen erfahren eine solche spontan auftretende Geistesklarheit. Da dies in 93% der Fälle nur Minuten oder höchstens 48 Stunden vor Eintritt des Todes geschieht, wird dies als »terminale Geistesklarheit« (TG) bezeichnet.
Zu Thomas Brunner: ›Wilhelm von Humboldt als Wegbereiter einer menschenwürdigen Sozialgestaltung‹,
Thomas Brunner stellt seinem Buch über ›Wilhelm von Humboldt als Wegbereiter einer menschenwürdigen Sozialgestaltung‹ ein Zitat des Unternehmers und Kunstförderers Kurt Herberts voran, beginnend mit den Worten: »Ich glaube fest daran, dass wir ohne die Wahrung des Vermächtnisses Wilhelm von Humboldts unsere Gegenwart nicht meistern – und unsere Zukunft verlieren werden.« Diesem zunächst überzogen anmutenden Urteil aus dem Jahre 1986 möchte man nach der Lektüre dieser »kleinen Schrift« (S. 15) gern zustimmen. Wie der Untertitel schon sagt, versteht sie sich nicht als detaillierte Biografie, sondern vertieft sich in das Leitmotiv eines besonderen Schicksals. Dabei ist es dem Autor überzeugend gelungen, die einfühlsame und gedankenreiche Bildgestaltung dieser vielseitigen und tiefgründigen Persönlichkeit zugleich mit einer symptomatologischen Betrachtung des mitteleuropäischen Geisteslebens zu verknüpfen. Dieses Geistesleben als Urquell einer menschenwürdigen Gesellschaft war dem Autor stets ein besonderes Anliegen, wie er auch schon in früheren Arbeiten, etwa einem Bändchen über ›Friedrich Schillers künstlerisch-soziale Innovation‹ (Berlin 2005) gezeigt hat.
Der Hl. Pirmin (* um 690; † 753) und die Gründung des Klosters Reichenau vor 1300 Jahren
Im Januar 1988 hatte ich Gelegenheit, trotz fest geschlossener Mauer von der DDR an den Bodensee zu reisen. Studienfreunde, die nach gelungener Ausreise in die Bundesrepublik jetzt in Radolfzell lebten, beherbergten mich für einige Tage. Mein erster Weg dort führte mich auf die Insel Reichenau. Der Zug Richtung Konstanz hielt am Bahnhof Reichenau nahe dem Damm, der seit 1838 die Insel mit dem Festland verbindet. Es war ein kalter, nebliger Tag, an dem man nicht weit sehen konnte; gar nichts von der Kulisse der Alpen im Hintergrund, kaum die nahegelegenen Bäume der Pappelallee. Was mich hierher zog, war das sichere Gefühl, einen alten, geweihten Ort zu betreten, den ich als Deutsche und Europäerin unbedingt gesehen haben musste. Ich ging die etwa zwei Kilometer allein, einmal überholte mich ein Auto, der Fahrer hielt und bot mir an, mich mitzunehmen. Doch ich lehnte ab, zu sehr hätten mich praktische Erwägungen vom eigentlichen Erleben der Reichenau abgehalten.
Zur Ausstellung ›Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne‹ im Museum Barberini Potsdam
Sehr sehenswert präsentiert noch bis zum 12. Januar 2025 das Museum Barberini in Potsdam eine Schau des französischen Malers Maurice de Vlaminck (1876–1958). Es ist, man staune, die erste Retrospektive dieses sehr wichtigen Vertreters der Fauves in Deutschland seit fast 100 Jahren. Das absolute Schwergewicht liegt auf Vlamincks kraftvollen, farbexplosiven Arbeiten seiner fauvistischen Phase und wird um spätere Werke gänzlich anderer Art ergänzt. Insgesamt 73 Gemälde von rund 50 Leihgebern aus zwölf verschiedenen Ländern werden gezeigt, unter Beteiligung der Albertina Wien, des Brooklyn Museums New York, des ›Fonds de Dotation Maison Vlaminck‹, des Tate London und der National Gallery of Art in Washington D.C. Den Kern bilden neun Gemälde aus der Sammlung Hasso Plattners, dem umfangreichsten Bestand an Vlaminck-Gemälden in Deutschland. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Von der Heydt-Museum in Wuppertal, wo die Schau vom 16. Februar bis 18. Mai 2025 zu sehen sein wird.
Eine biblio-biografische Erinnerung an Wilhelm Horkel (1909–2012)
Protestantismus und Anthroposophie – das sind zwei offensichtlich unvereinbare geistige Strömungen. Dort der Protestantismus, neben der orthodoxen Kirche und dem Katholizismus die dritte konfessionelle Form des Christentums. Ihnen allen – und daneben verschiedenen Sondergemeinschaften – ist das Christus-Bekenntnis auf biblischer Grundlage gemeinsam. Und hier die Christologie von Rudolf Steiner, als eine Frucht der von ihm begründeten neuzeitlichen Anthroposophie. Bei allen Gesprächen mit kirchlichen Kreisen erlebe ich nach wie vor eine sie ablehnende Einheitsfront. Zwar begründete man in den 50er-jahren eine ›Kommission für Evangelische Kirche und Anthroposophie‹, später entstanden daraus verschiedenem Arbeitsgruppen. Dennoch besteht noch heute in kirchlichen Kreisen eine allgemeine Skepsis gegenüber übersinnlichen Offenbarungen – obgleich gerade die Bibel davon geprägt ist.
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Fleischwerdung und Auferstehung der Laute
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