Ein Zwischenruf
Die Anthroposophie ist die einzige spirituelle Geistesrichtung, die eine konkrete Praxis in verschiedenen Lebensbereichen hervorgebracht hat. Gerade darin liegt ihre Bedeutung, aber auch ihr Problem. Wieder einmal sind Kritiker unterwegs, die Anthroposophen vorwerfen, eine esoterische und unwissenschaftliche Weltanschauung zu vertreten (wobei »Wissenschaft« natürlich nur im materialistischen Sinne verstanden wird). Im Zuge der Corona-Krise hat die Kritik eine neue Stufe erreicht. Während man bisher zwar die Anthroposophie für Humbug hielt, ihre Praxis aber durchaus schätzte und anerkannte, wird inzwischen gefragt, ob nicht auch die Praxis gefährlich und sogar menschenverachtend sei.Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule in Alfter, hat im April 2022 einen ausführlichen Aufsatz zur Kritik an der Waldorfpädagogik verfasst. Darin geht er auch auf das sogenannte »Esoterikproblem« der Waldorfpädagogik ein, mit dem er sich seit Jahren auseinandersetzt. Um die Kritiker zu befrieden, fordert er einen »Anthroposophieverzicht« und eine »Esoterikabstinenz in der Waldorfpädagogik«. Ein solcher Verzicht sei für die Waldorfpädagogik nicht problematisch, denn Rudolf Steiner habe »in seinen pädagogischen Vorträgen, (den grünen Bänden der Gesamtausgabe) die weiten Themen- und Denkhorizonte der allgemeinen Anthroposophie gar nicht auftreten« lassen. Schieren möchte offensichtlich der Waldorfbewegung Argumente zur Selbstverteidigung liefern: Schaut her, wir sind gar nicht so schmuddelig, wie uns vorgeworfen wird. Im Gegenteil, wir sind sogar clean!
Gideon Fontalba (1948–2022) und die Schule der Weißen Quelle. Ein Farewell
In der Wochenschrift ›Das Goetheanum‹ wurde 1969 unter dem Titel ›Geistkraft‹ ein kurzes dreistrophiges Gedicht veröffentlicht, in dem es zum Schluss heißt: »Brennend im Menschen. / Zielend zum Hehren, / Geistkraft, durchglüh mich!« Als Autor zeichnete der damals 21-jährige Gideon Arbenz. Derselbe junge Dichter brachte in der Folge einen schmalen Band mit Dichtungen heraus, betitelt ›Lichtallsang‹, den 1972 ebenfalls in der Wochenschrift ein Peter Kessler besprach. Da wird gefragt, was denn da entstehen könne, wo Liebe zum Geist ist und zugleich der Schlüssel empfangen wird, ihn »in Wirklichkeit wiederzuerlangen«, und wo solches erstes, freundliches Berührtwerden vom Hauch der Geisterwelt »in einer feurigen Dichterseele zum starken Erleben wird«. - Und die Antwort wird gegeben: »In dem jugendlichen Dichterschüler und kürzlich ausgebildeten Eu-rythmisten Gideon Arbenz reiften poetische Perlen heran, die den Glanz des Jubels und der Begeisterung über das Gefundene tragen«. Und diese Perlen seien darin »zu einer schimmernden, hier und da gleißenden Kette zusammengefügt worden«. - Das daran anschließend abgedruckte Gedicht ›Ein Morgen‹ endet mit den Zeilen: »Der Sonnensang / Durchhallt den Saal / Des unendlichen Meeres. / Das Göttliche ruft.« Der junge Dichter zeichnet diesmal als Gideon Cajus Arbenz.
Zur dritten Meditationstagung zum Werk von Georg Kühlewind
Der Geist des Übens war anwesend, als nun zum dritten Mal in Stuttgart von der Akanthos Akademie eine Meditationstagung in Anknüpfung an den Ansatz von Georg Kühlewind veranstaltet wurde. Alle Vortragenden waren ihm mit ihrer eigenen Biografie eng verbunden. Diesmal stand der therapeutische Aspekt im Vordergrund. Hauptredner waren der Arzt und Psychotherapeut Hartwig Volbehr, der amerikanische Psychotherapeut und Autor Michael Lipton und der Hochschullehrer István Székely aus Budapest. Als Leiter von Arbeitsgruppen waren außerdem Rudi Ballreich, Salvatore Lavecchia und Laszlo Böszörmenyi an der Gestaltung der Tagung beteiligt. Etwa 80 Menschen waren der Einladung gefolgt.
Zu Thomas Brunner: ›Aldous Huxley und Rudolf Steiner‹
Gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen Rudolf Steiner und Aldous Huxley? Diese Frage kann einem kommen, wenn man das schmale Büchlein von Thomas Brunner über ›Aldous Huxley und Rudolf Steiner‹ in die Hände bekommt. Brunner schreibt dazu in seinem Vorwort: »Obwohl sie sich nie begegnet sind, ergänzen sich ihre Werke doch in besonderer Weise. Ist Huxley vor allem für seine geradezu prophetischen Romandarstellungen einer dystopischen Zukunftsgesellschaft bekannt, so ist Rudolf Steiner derjenige, dessen Geisteswissenschaft die Verwandlung der modernen Intellektualität in folgerichtiger Wissenschaftlichkeit selbst zum Inhalt hat.« (S. 9).
Ein Gesprächsbeitrag
Die aktuell aufflackernde Diskussion um den öffentlichen Umgang mit anthroposophischer Esoterik. ist Ausdruck von Fragen nach der Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie sowie nach ihrer Bedeutung für die anthroposophischen Praxisfelder. Beide Fragen sind nicht neu, sondern waren schon zu Lebzeiten Rudolf Steiners virulent. Das Problem liegt vor allem darin, dass die Anthroposophie Inhalte liefert, die den Denkgewohnheiten und materialistischen Vorurteilen der Moderne widersprechen. Wie man sich zu diesen Fragen positioniert, ist davon abhängig, auf welchen Grundlagen die eigene Überzeugung von der Wahrheit der Anthroposophie ruht. Sie kann auf Ahnungen, Gefühlen, Glauben, biografischen Erfahrungen, aber auch auf klaren Einsichten aufgebaut sein. Rudolf Steiner hat die Anthroposophie als Geisteswissenschaft konzipiert, und der wissenschaftliche Zugang zu ihr soll hier betrachtet werden.
Zu Rudolf Steiner: ›Intellektuelle Biographien‹ (SKA 3)
Band 3 der Kritischen Ausgabe von Rudolf Steiners Schriften (SKA) mit dem Titel ›Intellektuelle Biographien‹ präsentiert drei frühe Texte des Autors: ›Friedrich Nietzsche. Ein Kämpfer gegen seine Zeit‹ (1895), ›Goethes Weltanschauung‹ (1897) sowie ›Haeckel und seine Gegner‹ (1900). Der Band erschien 2019 zum 270. Geburtstag Goethes. Im selben Jahr beging man den 175. Geburtstag Friedrich Nietzsches und den 100. Todestag Ernst Haeckels.
Zum Gedenken an Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Schad (27. Juli 1935 in Biberach – 15. Oktober 2022 in Witten)
Die Begeisterung für die Sache und den Anspruch des Forschers auf Genauigkeit hat Wolfgang Schad schon als Schulkind gezeigt. Sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Georg Schad berichtet, dass Wolfgang und er in immer weiteren Kreisen die heimatliche Umgebung ihrer Kindheit in Hildesheim erkundet hätten. »Wolfgang sammelte alles was sein Interesse fand«, und eigentlich habe »alles sein Interesse gefunden.« So wurden Eidechsen, Blindschleichen und Schmetterlinge nach Hause getragen. Dem Vater fiel es zu, die verklebten Hosentaschen zu reinigen. Wolfgang notierte in Listen, welche Vögel sie erkannt hatten und an welchem Ort diese angetroffen worden waren. Wolfgang erklärte Georg, warum das alles von entschiedener Bedeutung sei, leitete ihn zur Hilfe an, und der jüngere Bruder erhielt Zeugnisse für »Fleiß, Treue, Gehorsam etc.«
Zu ihrem 100. Geburtstag am 28. Mai 2023
Der Christian Mellinger Verlag in Stuttgart gab in den Siebziger Jahren einige Bände zum Keltischen Kulturkreis erneut heraus, die ursprünglich im eher privaten Are-Verlag von Ernst Karl Plachner zwischen 1955 und 1958 erschienen waren. Man staunte, dass von einer so tiefgründig in das Wesen der Keltischen Mythologie eingedrungenen Forscherin keine weiteren Werke erschienen – bis man Anfang des neuen Jahrtausends eher zufällig erfuhr, dass die Autorin Maria Christiane Benning bereits 34-jährig verstorben war, als Lehrerin an der Wuppertaler Waldorfschule. Sobald daraufhin Nachrufe und sehr frühe Bändchen ihrer Lyrik aufgestöbert wurden, musste man immer mehr ins Staunen geraten, denn die kurze Biografie wies Bemerkenswertes auf.
Zu János Darvas: ›Auf allen deinen Wegen, erkenne Ihn!‹*
Was das Judentum genau ist, kann ich nicht definieren. Diese Definition hängt tendenziell von der Person ab, die sie vorzunehmen versucht. Kein einzelner Begriff, keine Beschreibung eines derartigen Versuchs würde ausreichen, um es umfassend zu beschreiben: Religion, Volk, Glaube, Philosophie, Lebenspraxis, Mentalität … Mehr? Weniger? Das Christentum hat manches an sich, was ursprünglich aus dem Judentum stammt, nicht zuletzt seinen Religionsstifter. Doch das Judentum geht weit darüber hinaus: Es gibt im Judentum noch mehr – geradezu unzählige – Strömungen, Nebenströmungen und Zersplitterungen als im Christentum (ich habe allerdings nicht gegoogelt, um diese Behauptung zu erhärten). Denn im Judentum gab es eigentlich nie eine institutionalisierte, gewissermaßen staatliche Oberhoheit wie beispielsweise den Vatikan. So konnte jede Gruppierung ihre Version des Judentums leben. Jeglicher Versuch, über das Judentum abschließend etwas zu sagen, muss daher als unvollständig angesehen werden. Nicht ohne Grund heißt es (jedenfalls unter Juden): »Wo es zwei Juden gibt – gibt es drei Meinungen.«
Zu Anton Kimpfler: ›Grundfragen anthroposophischer Existenz‹
In unserer technisierten Arbeitswelt, inmitten von Bildschirmen, Maschinen und Automaten, findet der Glaube an das Wirken von Schicksalskräften wenig Platz. Kaum noch etwas ereignet sich, ohne dass der Mensch seine Finger im Spiel hätte. Die Welt sei entzaubert. Erdbeben und Vulkanausbrüche ließen sich als kalkulierbare Restrisiken bequem versichern, ist zu erfahren aus dem Buch ›Warum immer ich? Schicksal. Eine Betriebsanleitung‹ (Berlin 2004). Auch das Klima geriete in unübersehbare Abhängigkeit von menschlichem Handeln, weiß sein Verfasser Jochen Wegner, Publizist in leitender Position bei der Wochenschrift ›Die Zeit‹. Ereignisse, die verschiedentlich Einfluss auf unser Leben nehmen, müssen als purer Zufall angesehen werden. Diese Sichtweise der Dinge mag in einer Welt gelten, in der ein Schicksalswirken wenig in Erscheinung tritt.
Zu Lorenzo Ravagli: ›Selbsterkenntnis in der Geschichte – Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert. Band 3‹
Ende letzten Jahres ist der abschließende Band von Lorenzo Ravaglis dreibändigem Werk ›Selbsterkenntnis in der Geschichte‹ erschienen. Der erste Band (2020) ›Von den Anfängen bis zur zweiten großen Sezession 1875 bis 1952‹ umfasst siebenundsiebzig Jahre, der zweite Band (2021) ›Vom Bücherkonflikt bis zur Konsolidierung des Gründungsmythos 1953 bis 1982‹ neunundzwanzig Jahre, und der jetzt vorliegende dritte Band ›Vom Mythos zur Verfassungskrise 1983 bis 2000‹ nur sechzehn Jahre. Dessen letzte Abschnitte weisen voraus auf Ereignisse des beginnenden dritten Jahrtausends, soweit sie die Anthroposophische Gesellschaft betreffen. Die unterschiedlichen Reichweiten der drei Bände erzeugen eine Anmutung der Beschleunigung in Richtung der Jahrtausendwende, auch wächst im Verlauf der drei Bände die Dichte der vom Autor erwähnten Einzelvorgänge – die auch viele Leser zum Teil selbst miterlebt haben dürften.
Ein Plädoyer für mehr Selbstbewusstsein
Wer im späten 17. oder im 18. Jahrhundert, im Zeitalter des Absolutismus, Karriere machen wollte, tat gut daran, dem Willen des Landesherrn zu folgen, noch bevor dieser Wille offiziell in Erscheinung trat: in vorauseilendem Gehorsam. Es ist kennzeichnend für die gegenwärtige bedrängte Lage der Waldorf-Bewegung, dass sie in vorauseilendem Gehorsam zu realisieren versucht, was zwar nicht ein Landesfürst, wohl aber die gesellschaftlichen Verhältnisse als wünschenswert erscheinen lassen.
Zu Harrie Salman: ›Rudolf Steiner und Peter Deunov‹
Im vorliegenden Beitrag sollen einige Aspekte der Lehre und des Lebens von Peter Deunov, dem Begründer der ›Weißen Bruderschaft‹, und Mikhaël A?vanhov, der sein Schüler war und seine Lehre fortsetzte, näher angeschaut werden – auch und gerade im Vergleich mit der Anthroposophie Rudolf Steiners. Gleichzeitig werden hier einige Thesen aus Harrie Salmans Buch ›Rudolf Steiner und Peter Deunov‹ näher angeschaut, ergänzt und hinterfragt.
Zu Gunna Wendt: ›Ita und Marie‹
Gunna Wendt hat sich mit Biographien zu Paula Modersohn-Becker, Franziska zu Reventlow und Liesl Karlstadt qualifiziert. Sie schrieb auch über die Freundschaft von Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff und die Liebe zwischen Erika Mann und Therese Giehse. Doch nun eine Doppelbiographie zu zwei anthroposophischen Protagonistinnen von einer nicht als Anthroposophin bekannten Autorin – kann das gut gehen? Oh ja, sehr gut sogar!
Zum 10-jährigen Jubiläum des Frauenrats derAnthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
Im Rudolf Steiner Haus in Frankfurt wurde am 3. Juni 2023 ein Jubil.um gefeiert: 10 Jahre Frauenrat der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland (AGiD). Barbara Messmer, eine der Gründerinnen, die seit ihrer Jugend in der Frauenbewegung aktiv ist, bringt die damalige Reaktion aus dem anthroposophischen Umfeld auf den Punkt: .Muss das sein?. Brauchen wir wirklich – in der Gesellschaft freier Geister – diese geschlechtsspezifische Vertretung? Nicht etwa, um diese rhetorische Frage zu beantworten, sondern um ihren Hintergrund auszuleuchten, ein kleiner Ausflug in Welt und Zeit.
35 Aphorismen
1. Doppelgänger machen alle Gänge doppelt.
Ein Beitrag zur Frage der »Entkolonialisierung« des Waldorf-Lehrplans
In der Gestalt von »Leitsätzen« hat Rudolf Steiner gegen Ende seines Wirkens das Wesen und die Aufgabe der Anthroposophie in äußerster Verdichtung zum Ausdruck gebracht. So heißt es im ersten Leitsatz: »Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte.« Es gilt aber auch, was Rudolf Steiner ebenfalls sehr verdichtet formuliert hat, »dass im Jahre 869 auf dem achten allgemeinen ökumenischen Konzil von Konstantinopel der Geist abgeschafft worden ist.« Nach tausend Jahren, im Zeitalter Michaels, soll nun in unserer Zeit der Geist ganz neu zum Wegleiter der Menschheit werden. Eine neue Erde wird so entstehen, eine Schule, in der die Menschheit strebend und lernend immer mehr ihre eigene Entwicklung mit verantwortet.
Zu Michael Debus: ›Das Rätsel der Trinität‹
Es gibt eine jahrhundertealte schematische Darstellung der göttlichen Dreieinigkeit, in welcher sich in der Mitte Gott befindet und um ihn herum in einem gleichseitigen Dreieck angeordnet Vater, Sohn und Geist. Alle drei sind auf die beiden jeweiligen »Nachbarn« in der Darstellung bezogen durch die Worte »ist nicht« – und auf Gott in der Mitte bezogen durch das Wort »ist«. – Diese Darstellung veranschaulicht die Schwierigkeit, die sich auftut, wenn man sich dem Problem der Trinität definitorisch mit den Kategorien »Sein« und »Nicht-Sein« nähern will: Klare und abgrenzende Aussagen sind wohl möglich, werden aber letztlich allzuschnell Selbstzweck und damit inhaltsleer. – So erschöpft sich vieles, was in neuerer Zeit zu diesem Thema veröffentlicht worden ist, entweder in Abstraktionen oder in Analogien. Und wer es unternimmt, Neues dazu vorbringen zu wollen, steht zunächst vor der Frage, welches die angemessene Kategorie, welches die angemessene Forschungsmethode sei.
Zu Judith von Halle: ›Das Wort‹
Seit Ende vergangenen Jahres gibt es eine bemerkenswerte Novität auf dem anthroposophischen Büchermarkt: ›Das Wort in den sieben Reichen der Menschwerdung – Eine Rosenkreuz-Meditation‹. Es handelt sich um ein fünfbändiges, 2.777 Seiten umfassendes Werk der Autorin Judith von Halle – man kann es durchaus ihr Opus Magnum nennen.
Zum Gedenken an Roland Halfen
Noch im August dieses Jahres war Roland Halfen im Vinschgau und im Unterengadin unterwegs, besichtigte Marienberg und Müstair mit deren Schätzen. Er plante wohl noch eine Reise ins Tessin und nach Italien. Viel war er unterwegs auf den Spuren früherer Kulturen, zu Felszeichnungen, Stätten der Megalithkultur, aber auch der Romanik und Gotik. Breit gefächert waren seine Interessen an kulturellen Werken, sie umfassten Malerei, Grafik, Plastik und Architektur im weitesten Sinne, insbesondere die Kunst der Moderne und die zeitgenössische Kunst in all ihrer Vielfalt und mit ihren gewagten Experimenten.
Zu Rudolf Steiner: ›Wege zur Erkenntnis der ewigen Kräfte der Menschenseele‹ (GA 70b)
Ein neuer, sehr umfangreicher Band in der Gesamtausgabe Rudolf Steiners ist erschienen, der 17 öffentliche Vorträge enthält, die während des Ersten Weltkriegs zwischen November 1915 und März 1916 in insgesamt zehn verschiedenen Städten in Deutschland und der Schweiz gehalten wurden. Diese Vorträge waren bislang nur vereinzelt in verschiedenen Zeitschriften und Büchern zu finden.
Reflexionen zur Weltkonferenz am Goetheanum 2023
Es gab da »Keynotes«, »Foren«, »Workshops«, »Panels«, »Groups« – im überdimensionalen A2-Format entfaltete sich das Programm vor meinen Augen. Mit dieser Fülle der Möglichkeiten kam selbst der sehr nahbar wirkende Johannes Kronenberg in seinen Ansagen durcheinander. Es waren Möglichkeiten des Hörens, denn dazu hatte das Goetheanum schließlich in die Welt gerufen und eingeladen: um zu hören. Also hörte ich mit: Am Morgen lauschte ich den üblichen Verdächtigen, im Themenforum den Impulsreferaten, in der Arbeitsgruppe den anderen Teilnehmenden, bei den Panels den Berichten der Willenskräftigen aus aller Welt. Nun ist es kaum verwunderlich, dass bei 1.000 Teilnehmenden eben doch meist die anderen reden. Mich wunderte jedoch die Zahl der jungen Menschen bei dieser Konferenz, die kaum zu Wort kamen oder sich fast nicht zu Wort meldeten. Außerhalb der Kaffeepausen, meine ich. Gerade von den Jüngeren – »nach 1980 geboren«, so eine Orientierungshilfe vor Ort – waren erstaunlich viele in jenen Tagen am Goetheanum erschienen. Das mag an der großzügigen und sinnvollen Förderung durch die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland und der regionalen Arbeitszentren liegen, für die herzlich gedankt sei.