Wie viele Menschen liebe auch ich die Berge. Neben ihrer unbegreiflichen Schönheit und Majestät nehme ich sie als hohe geistige Wesen wahr. Ihre Lebensäußerungen empfinde ich, gemessen an menschlichem Sein, als so titanenhaft dimensioniert, dass sie das um Verstehen bemühte Bewusstsein mit ihrer Seinswucht gleichsam betäuben oder zumindest herabdämpfen. Zu diesem Problem tritt die Fremdartigkeit des Bergbewusstseins gegenüber menschlichem Bewusstsein hinzu. Entsprechend schwer fällt es mir, zu einem dialogischen Verstehen vorzudringen. Bei einem Phänomen, das ich die »Bergatmung« nenne, blieb mir, über die unmittelbare Wahrnehmung hinaus, ein tieferes Verständnis lange verwehrt. Erst durch die Sichtweise einer anthroposophisch erweiterten Physiologie wurden mir die inneren Zusammenhänge erkennbar. Für mich ist es eine der schönsten Arten, mit der von Rudolf Steiner eröffneten Anthroposophie zu leben, wenn sich deren Weisheitsgüter (die uns zunächst in verschriftlichter Buchform begegnen) völlig zwanglos in der Erfahrungswirklichkeit auf ungeahnte Weise bestätigen und zur lebendigen Anwendung bringen lassen. Darin liegt eine tiefe Glücksempfindung. Hiervon will der folgende Artikel (als einem möglichen Zugang) berichten.