Artikel von Matthias Bideau
Zu Volker Fintelmann & Steffen Hartmann: ›Auf der Suche nach dem Ich‹
›Auf der Suche nach dem Ich‹ – so lautet der Titel einer Schrift von Volker Fintelmann und Steffen Hartmann. Eine bemerkenswert geistreiche, anregende Wirksamkeit geht von ihr aus. Hier haben zwei Autoren ihre Suche nach dem Heilmittel für manche soziale Krankheit schriftlich niedergelegt. Das Vorwort weist hin auf die unterschiedlichen Betrachtungsweisen beider Verfasser, die bei näherer Sicht auch hervortreten, was eine kontrastreiche Spannung bewirkt. Mit der Methode der Ausschließung wird sodann aufgezeigt, was das Ich gewiss nicht ist: Es ist nicht die Außenwelt und nicht die eigene Leiblichkeit, nicht meine Gefühle, nicht meine Erinnerungen, nicht meine Gedanken und nicht meine Ideale. Auch das Selbstgefühl, das mir Gewissheit meiner leiblichen Präsenz verleiht, ist nicht das Ich. Das Selbstgefühl zeugt aber von der Anwesenheit des Ich im Leib. All dies wird in klarer Gedankenführung und mit sprachlicher Intensität, zugleich aber ganz allgemeinverständlich vorgetragen. Ein meditativer Weg der Ich-Besinnung, eine Übung der Bewusstseinsseele für jeden Leser, wird hier vorgeführt. Aufmerksam mitvollzogen wird diese Übung zum Erlebnis der geistigen Wesenheit und Wirksamkeit des Ich leiten.
Zu Anton Kimpfler: ›Grundfragen anthroposophischer Existenz‹
In unserer technisierten Arbeitswelt, inmitten von Bildschirmen, Maschinen und Automaten, findet der Glaube an das Wirken von Schicksalskräften wenig Platz. Kaum noch etwas ereignet sich, ohne dass der Mensch seine Finger im Spiel hätte. Die Welt sei entzaubert. Erdbeben und Vulkanausbrüche ließen sich als kalkulierbare Restrisiken bequem versichern, ist zu erfahren aus dem Buch ›Warum immer ich? Schicksal. Eine Betriebsanleitung‹ (Berlin 2004). Auch das Klima geriete in unübersehbare Abhängigkeit von menschlichem Handeln, weiß sein Verfasser Jochen Wegner, Publizist in leitender Position bei der Wochenschrift ›Die Zeit‹. Ereignisse, die verschiedentlich Einfluss auf unser Leben nehmen, müssen als purer Zufall angesehen werden. Diese Sichtweise der Dinge mag in einer Welt gelten, in der ein Schicksalswirken wenig in Erscheinung tritt.