Artikel von Thomas Brunner
Zu ›Soziale Zukunft: Das Bedingungslose Grundeinkommen‹
»Wie wollen wir künftig miteinander leben und arbeiten?« – so regt ein neuer Sammelband aus dem Verlag Freies Geistesleben auf seinem Buchrücken den Leser zu einer vertieften Betrachtung der Thematik des Bedingungslosen Grundeinkommens an. Der Herausgeber Philip Kovce spricht in seinem kurzen Vorwort davon, dass die Debatte Åtüberraschende Übereinstimmungen ebenso bereithält wie ärgerliche Missverständnisse«. Ersteres kann jeder Leser nachvollziehen, doch worin die »ärgerlichen Missverständnisse« bestehen bleibt leider ungewiss, zumal auch die Befürworter in vieler Hinsicht verschiedene Modelle und Positionen vertreten. In alphabetischer Reihenfolge sind 30 Plädoyers von Autorinnen und Autoren veröffentlicht, 21 von Befürwortern und 9 von Kritikern des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE).
Beiträge zur Lösung der Bildungsmisere*
* Philip Kovce, Birger Priddat (Hrsg.): Die Aufgabeder Bildung: Aussichten der Universität, MetropolisVerlag, Marburg 2015
und sein Zusammenhang mit dem Ereignis der Begegnung Goethes mit Schiller
Am 1. September 1919 schrieb Rudolf Steiner seinem jungen Mitarbeiter Hans Kühn einen vierzeiligen Spruch als Widmung in dessen Exemplar seiner im Frühjahr 1919 erschienenen Schrift ›Die Kernpunkte der sozialen Frage‹. Auch im Kontext des gesamten Reichtums der sogenannten ›Wahrspruchworte‹ Rudolf Steiners zeigt dieser Spruch eine besondere Beziehung zur sozialen Frage, weil er in methodischer Klarheit die Notwendigkeit »innerer« Seelenentwicklung mit dem zu entwickelndenVermögen »äußerer« sozialer Gestaltung verbindet: »Suche im Innern das Lichtvolle / Und du findest die Welt; / Suche im Äußern das Sinnvolle / Und du findest dich selbst.« Es ist kein Zufall, dass Steiner diesen Spruch mit dem Weg nach »Innen« beginnt, vielmehr zeigt sich darin etwas Grundlegendes seiner »Freiheitsmethode«. In seinem philosophischen Hauptwerk ›Die Philosophie der Freiheit‹ bemerkt er in Bezug auf Schillers an Goethe gerichtetes Gedicht ›Die Übereinstimmung‹: »Von Schillers bekannten zwei Wegen: ›Wahrheit suchen wir beide; du außen im Leben, ich innen / In dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß. / Ist das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer, / Ist es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt‹ wird der Gegenwart vorzüglich der zweite frommen. Eine Wahrheit, die uns von außen kommt, trägt immer den Stempel der Unsicherheit an sich. Nur was einem jeden von uns in seinem eigenen Innern als Wahrheit erscheint, daran mögen wir glauben.«
Aspekte zur Sozialen Dreigliederung in methodischer Hinsicht
Im Rühjahr 1919 veröffentlicht Rudolf Steiner sein Buch »Die Kernpunkte der sozialen Frage - in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft« (CA 23). Bereits der Untertitel verdeutlicht, dass er mit dieser Schrift nicht allein eine Anregung für die Tagespolitik seiner Zeit geben wollte, sondern etwas viel Grundlegenderes für die weitere Sozialentwicklung. Dass Steine auf dem großen Wiener Ost-West-Kongress im Juni 1922 davor sprach, »daß diese Veröffentlichung im Grunde mißverstandet worden ist auf allen Seiten«, weil sie als übliche sozial-utopische Schrift gelesen wurde, obwohl sie «als ein Appell nicht at das Denken über allerlei Einrichtungen, sondern als ein Appel an die unmittelbare Menschennatur gemeint«' war, wird häufig zitiert. Noch deutlicher äußerte er sich wenige Monate später im Rahmen einer Vortragsreihe zu Erziehungsfragen in Oxford: »Derjenige, der die »Kernpunkte der sozialen Frage« als ein Buch des Verstandes nimmt, versteht es nicht. Allein derjenige versteht es. der es als ein Willensbuch, als ein Herzensbuch nimmt, das gesprochen ist aus dem Leben heraus, aus demjenigen, was heute überall unter der Oberfläche des Daseins als die wichtigsten sozialen Impulse der Gegenwart genommen werden können.« Auf welchem Wege nun aber kann dieser »Appell an die unmittelbare Menschennatur« erfahren und geprüft werden, um selbstbestimmt beurteilen zu können, inwiefern diese 100 Jahre alte Schrift Motive enthält, die den gegenwärtigen Lebensnotwendigkeiten Entwicklungsimpulse zu vermitteln vermag?
Weitere Aspekte zur Sozialen Dreigliederung in methodischer Hinsicht
Rudolf Steiners Schrift ›Die Kernpunkte der sozialen Frage‹ (GA 23) und überhaupt seine gesamten sozialwissenschaftlichen Äußerungen erfordern eine Vertiefung des Denkens. Erst dadurch können ihre hochaktuellen Willensmotive und letztendlich ihre Bedeutung für ein neues Rechtsempfinden erfasst werden, wie in einem früheren Aufsatz darzustellen versucht wurde. Der folgende Aufsatz widmet sich einigen Aspekten sozialer Gestaltung, wie sie aus Steiners eigenem sozialen Wirken unmittelbar abgelesen werden können.
Über die soziale Relevanz der Wissenschaft vom Geist
Zu Börries Hornemann & Armin Steuernagel (Hrsg.): ›Sozialrevolution!‹
Die rasanten technologischen Entwicklungen unseres gegenwärtigen »Digitalzeitalters« haben in den letzten Jahrzehnten zu tiefgreifenden Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt geführt. Bereits 1995 prognostizierte Jeremy Rifkin in seinem Buch ›Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft‹ einen gewaltigen Arbeitsplatzabbau durch Automation und Robotik. Zwar scheint der Rückgang der Arbeitslosigkeit z.B. in Deutschland Rifkins Vorhersage zu widersprechen, doch verschleiern die sogenannten Hartz IV-Reformen nur die Tatsache, dass immer mehr Menschen in den Niedriglohnsektor abgedrängt wurden. Es bleibt allerdings die Frage, ob die offensichtliche Ausbeutung wirklich die Folge der technologischen Entwicklung oder nicht vielmehr der Ausdruck dafür ist, dass die bestehenden Rechtsordnungen und ihre Bewertungssysteme die realen Verhältnisse nicht wirklichkeitsgemäß abbilden, sondern nur deformiert widerspiegeln.
Der Philosoph Aldous Huxley und die Gegenwart
Ursprünglich war es ein Zitat aus einem Drama William Shakespeares, bevor es zum Titel eines Romans und darauf folgend zu einem geflügelten Wort wurde: Aldous Huxley schrieb mit seinem 1932 erschienenen Roman [›Schöne neue Welt‹] (engl. ›Brave New World‹) nicht nur einen Weltklassiker, sondern er gab tiefgehenden Befürchtungen einer dystopischtechnokratischen Zukunftsgesellschaft einen Namen, die nun im Kontext der seit einigen Jahren von gewissen Kreisen angestrebten »Vierten industriellen Revolution« neue Brisanz gewinnen. Angeregt zu seinem Roman hatte Huxley insbesondere die Autobiografie des Automobilmagnaten und Mitbegründers der Fließbandfertigung Henry Ford (1863-1947), in der Ford eine zentral geführte und hoch technisierte Massenproduktion propagierte. Huxley ahnte sofort die ungeheure Wirkmächtigkeit dieser Fortschrittsutopie und die damit einhergehenden Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben. So lässt er seine »Schöne neue Welt« im Jahre »632 A.F.«, d.h. »Anno Fordii« beginnen, also 632 Jahre nach 1908 (2540), als das erste Ford T-Modell vom Band lief. Huxleys Dystopie ist eine Gesellschaft, in der die einseitig technologischen Prinzipien bereits restlos die soziale Wirklichkeit beherrschen: Durch künstliche Fortpflanzung werden die Menschen genetisch manipuliert und planwirtschaftlich zur Erfüllung bestimmter, eingegrenzter Tätigkeiten herangezüchtet, um letztendlich - durch die Droge Soma, Propaganda, sowie vielfältige Indoktrinations- und Zwangsmittel zu Gliedern eines perfekt funktionierenden Gesellschaftsapparates konditioniert – ihr Leben als Industriesklaven zu fristen.
als Wegbereiter freier geistiger Gemeinschaftsbildung
Als Wilhelm von Humboldt mit Goethe und Schiller in Beziehung trat, da hatte seine spätere Ehefrau Caroline von Dacheröden bereits mit beiden Bekanntschaft gemacht. Durch ihre Freundschaft mit Schillers späterer Ehefrau Caroline von Lengefeld war sie in deren Elternhaus bereits beiden Dichtem begegnet. Nach der Heirat wurde Humboldt in den Freundschaftskreis aufgenommen. So eröffnete ihm dies Schicksalsgefüge die Möglichkeit der Entfaltung des ihm ureigenen Vermögens: Vermittler zwischen den »Geistesantipoden«, Goethe und Schiller zu werden und damit die große Kulmination der »Weimarer Klassik« zu befördern. »Er - und kein anderer in diesem Grade -«, schreibt Humboldts erster Biograf Gustav Schlesier, »genoss die Freundschaft Schiller’s und Goethe’s zugleich; er nahm an ihrem Streben, gerade in der ersten Zeit ihrer folgenreichen Vereinigung, den vertrautesten und wirksamsten Anteil.« Und Schillers Biograf Karl Hoffmeister betont sogar: »In der Schule Humboldts wurde er [Schiller] erst für den Umgang Goethes reif.« Er war für Schiller in gewisser Weise, was Schiller für Goethe war: In ihm fand Schiller den »kongenialen Interpreten seiner selbst, den zeitgenössischen Deuter seiner geistigen und geschichtlichen Existenz«. Alle Worte, die Humboldt über Schiller aufzeichnet, zeugen von tiefer, liebevoller Ehrfurcht, wie es etwa aus den Worten klingt, die er drei Jahre nach Schillers Tod nach dem Studium alter Briefe, interessanterweise während eines Besuchs bei Goethe, an seine Frau schreibt: »Mit des armen Schillers nachgelassenen Papieren beschäftige ich mich des Morgens mit der Wolzogen. Es ist höchst merkwürdig zu sehn, wie, mit welcher Sorgfalt er gearbeitet hat. [...] Er bleibt der größte und schönste Mensch, den ich je gekannt; wenn Goethe noch dahingeht, dann ist eine schauerliche Öde in Deutschland.«