Mit dem Jahr 2025 schließt sich endgültig der Reigen der 100-Jahresfeiern, an die wir uns schon so richtig gewöhnt hatten. Denken wir an 2002: einhundert Jahre nach dem Beitritt Rudolf Steiners zur Theosophischen Gesellschaft; oder 2013: einhundert Jahre nach der Gründung der Anthroposophische Gesellschaft und der Grundsteinlegung des Goetheanum; oder 2019: einhundert Jahre Dreigliederungsbewegung und Gründung der Waldorfschulen. Und so ging es weiter, sich steigernd, bis zur Jahreswende 2022/23, der Feier zum 100. Jahrestag des Goetheanum-Brandes, gefolgt von 2023/24: der Weihnachtstagung.
Nun aber sind wir an einem Ende angekommen: mit dem Jahr 2025, dem Todesjahr Rudolf Steiners. Von nun an werden wir keine 100-Jahres-Gedenken mehr feiern können, von nun an fällt der Rückblick auf eine 100-jährige Vergangenheit ins Leere. Dort, wo sich, Jahr für Jahr eine sich steigernde Fülle gezeigt hatte, ist nun – nichts mehr. Gleichsam wie ein leises Echo kann das Erleben der Zeitgenossen Rudolf Steiners, das für diese mit dem 30. März 1925 begann, auch in unsere Gegenwart hineinklingen. »Ein sonniger Frühlingstag war heraufgezogen, die Vögel jubilierten, die Natur feierte, aber wir waren in tiefem Schmerz und konnten nicht fassen, dass Rudolf Steiner gestorben war«, erinnerte sich Margarete Kirchner-Bockholt noch neununddreißig Jahre nach dem Tod Rudolf Steiners. Die Natur jubilierte, für die Rudolf Steiner Nahestehenden aber begannen die dunkelsten und schwersten Jahre ihres Lebens. Kämpfe in einer unvorstellbaren Härte und Schärfe brachen in die Leere hinein, die Rudolf Steiner hinterlassen hatte. Es begann eine kollektive »Höllenfahrt«.